Dekanat Wetterau

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          Deutsche Schule in Italien

          Die starken Kinder von Mailand

          Quelle: gembr, ccpm/privatMusik in MailandMusik als Zeichen des Zusammenhalts - hier zwei Posaunisten in Mailand

          Nach und nach werden auch in Mailand die Einschränkungen zum Schutz vor dem Corona-Virus gelockert. Doch der Lockdown hat viele Menschen mit ihren eigenen Grenzen konfrontiert, auch Kinder und Jugendliche. Allerdings haben sie dabei auch erstaunliche Fähigkeiten entwickelt. Das hat Pfarrerin Dr. Anne Stempel-de Fallois unmittelbar erfahren, die an der Deutschen Schule in Mailand als Religionslehrerin unterrichtet. Über Dr. Peter Noss steht sie auch in Verbindung mit dem Evangelischen Dekanat Wetterau.

          Quelle: privatAnne Stempel-de FalloisPfarrerin Dr. Anne Stempel-de Fallois hat ein offenes Ohr für ihre Schülerinnen und Schüler sowie ihre Gemeindemitglieder in Mailand

          Vor rund drei Jahren ist das Pfarrerehepaar Anne Stempel-de Fallois und Johannes de Fallois aus dem bayerischen Neuburg nach Mailand aufgebrochen. Dort hat es in diesem Frühjahr den Ausbruch des Corona-Virus unmittelbar miterlebt, Italien war zu dieser Zeit besonders stark betroffen. Anfang Mai schildert Anne Stempel-de Fallois in einem Bericht, wie sie als Religionslehrerin an der Deutschen Schule in Mailand (DMS) vom Homeoffice aus die Situation erlebt. Die Schülerinnen und Schüler schütten ihr gegenüber das Herz aus: "Wir haben alle mindestens eine Person in der Familie, die an Covid19 erkrankt oder gestorben ist. Wir sind eingesperrt in den Wohnungen, aber es ist besser so, wir wollen gesund bleiben.“ Viele Kinder empfinden es positiv, dass sie in der Familie nun viel Zeit miteinander haben. Ein Kind hat der Pfarrerin erzählt, was ihm noch Freude schenkt: „Ich freue mich auf das Essen und wenn die Sonne in mein Zimmer scheint."

           

          „Ihr Kinder seid stark!"

          Anne Stempel-de Fallois zollt ihren Schülerinnen und Schüler größten Respekt und vermittelt ihnen: „Ihr entwickelt Arbeitsmethoden, von denen ihr - und auch ein Großteil eurer Lehrer und Lehrerinnen - vorher weit entfernt wart. Ihr Kinder seid stark!" Denn als die Grenzen dicht gemacht und die Schulen geschlossen wurden, hätten die Schülerinnen und Schüler nicht geahnt, dass sie monatelang zurückgezogen leben würden. Die technische Ausrüstung für den intensiven Online-Unterricht mussten sie zum Teil improvisiert zusammenstellen oder Geräte ausleihen. Je nachdem an welchem Ort sich die Kinder zu Beginn der Ausgangssperre befanden, mussten einige sogar Kleidung ausleihen.

           

          Knappe Kapazitäten und Hygieneregeln

          Auch in Mailand sollen alle Bürgerinnen und Bürger die Hygiene-Regeln beachten. „Feste Regeln und unbedingter Gehorsam, geht das in Milano?“ hat sich Pfarrerin Stempel-de Fallois gefragt. Tatsächlich stoßen einige Familien an Kapazitätsgrenzen. Sie erzählt: „Noch immer haben nicht alle Familie ausreichend Masken. Manche teilen sie sogar untereinander. Auch Desinfektionsmittel reichen nicht aus, denn sie sind nicht überall erhältlich.“ Busse und Bahnen hätten allerdings markierte Platzzuweisungen angebracht. Zudem gelten für das Joggen und Spielen in Parks bestimmte Uhrzeiten und Abstandsregeln.

           

          Sport und Beziehungspflege gegen traurige Momente

          Neben ihrem Dienst als Religionslehrerin teilt sich Pfarrerin Stempel-de Fallois mit ihrem Mann eine der beiden Pfarrstellen in der Chiesa Cristiana Protestante in Milano, also der Protestantisch-Christlichen Kirche in Mailand. Dabei steht sie auch in Verbindung mit Dr. Peter Noss, dem Pfarrer für „Ökumene und Dialog“ im Dekanat Wetterau. In dem Situationsbericht an ihn beschreibt sie auch, wie die Erwachsenen mit der Krise zu kämpfen haben. Pro Woche erreichen die Pfarrerin rund 20 Bitten um ein Gespräch von Gemeindemitgliedern oder Menschen, die sich mit der deutschen Gemeinde verbunden fühlen. Sie berichtet: „Gerade hat ein Gemeindeglied aus Mailand angerufen. Mein Gesprächspartner klagte, dass er manchmal schon seine Depri-Phasen habe, weil das Ende nicht abzusehen sei.“ Zudem wisse er nicht, wem man in den Nachrichten glauben solle. Positiv empfindet er, jeden Morgen eine Stunde Sport zu treiben. Anne Stempel-de Fallois erklärt, was in diesen Krisen-Zeiten wesentlich sei: „Am wichtigsten ist es, die Verbindung zu halten - sich zu sehen, dem anderen nahe zu sein, Gefühle austauschen zu können, ein Gegenüber zu haben.“ Dabei sei es egal, ob man sich für das Telefon, Video-Telefonie oder ZOOM entscheide. Die Seelsorgerin betont, worauf es ankommt: „Ein Fenster zum Gegenüber zu öffnen, zu meinen Freundinnen und Freunden, die ich nicht berühren darf.“

           

          Singend zusammen stehen für Europa

          Zudem schätzt sie die Kraft der Musik: „Musik verbindet und heitert auf, erst recht in diesen Monaten.“ Die Deutsche Schule hatte deswegen den „#FlashmobSonoro: 200 Jahre Beethoven“ ausgerichtet und dabei die Europahymne gespielt. Die Pfarrerin schreibt: „Eine Hommage an den Jubilar. Aber vor allem an Europa, dass wir singend zusammenstehen in diesen Zeiten. Wo wir nichts mehr brauchen als Nähe und Zuspruch, vereint sein und gegenseitiges Halten, statt Isolation, Verunsicherung und Vereinsamung.“

           

          Familie an unterschiedlichen Orten

          Durch die Corona-Krise hat sich auch das Familienleben von Pfarrerin Stempel-de Fallois massiv verändert. Als der Lockdown in Mailand in Kraft trat, hatte sie gerade ihre Mutter in Deutschland mit ihrer jüngsten Tochter besucht. Bis jetzt hat sie Unterschlupf bei ihrer Mutter gefunden. Diese sei eine Risikopatientin, da müsse auf jeden Fall eine Ansteckung mit Covid19 verhindert werden. Die Pfarrerin arbeitet also vom Homeoffice in Deutschland aus für die deutsche Kirchengemeinde und die Deutsche Schule in Mailand, zudem ist sie für die EKD tätig. Ihr Mann arbeite direkt in Mailand. In absehbarer Zeit wird die Familie wieder nach Bayern zurückkehren, denn die EKD hat den Entsendungsdienst frühzeitig beendet.

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