Dekanat Wetterau

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          Markus-Forum Butzbach

          Gemeinschaft als Plus: EKD-Präses Anna-Nicole Heinrich zu Gast in Butzbach

          HortienEKD-Präses Anna-Nicole Heinrich im Gespräch mit Michael Krause in der Butzbacher Markuskirche.

          Locker, lässig, gesprächsfreudig und mit bunten Socken: So hat sich Anna-Nicole Heinrich, Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), in der vergangenen Woche beim Markus-Forum in der Butzbacher Markuskirche präsentiert.

          Locker, lässig, gesprächsfreudig und mit bunten Socken: So hat sich Anna-Nicole Heinrich, Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), in der vergangenen Woche beim Markus-Forum in der Butzbacher Markuskirche präsentiert. Die Kirchengemeinde hatte die 26-Jährige, die das höchste Laienamt der EKD innehat, zum Gespräch eingeladen.

          Michael Krause vom Kirchenvorstand stellte Fragen zu ihren Begegnungen, ihren Erfahrungen als Präses und der Zukunft der Kirche. Die Philosophiestudentin stand Rede und Antwort und fand dabei eine gute Mischung zwischen humorvollen und tiefgründigen Redebeiträgen, sowie persönlichen Anekdoten. Ihre sympathische, nahbare Art und ihre Fähigkeit zu erzählen ließen das Publikum vor Ort gespannt zuhören. Die Veranstaltung wurde zudem von Radio Welle West Wetterau live ins Internet übertragen.

          Anna-Nicole Heinrich: „Die Wahl hat meinen Alltag von heute auf morgen umgekrempelt“

          Die Entscheidung, für eine Nominierung in das Amt zur Verfügung zu stehen, hat Anna-Nicole Heinrich nicht aus dem Bauch heraus getroffen, wie sie erzählt, sondern sich gut überlegt. „Ich habe mit meiner Familie darüber gesprochen, mit meinem Arbeitgeber und meiner WG und darüber hinaus mit ganz vielen Leuten telefoniert.“ Ihre Wahl hält sie für eine mutige Entscheidung – von beiden Seiten. „Die Wahl hat meinen Alltag von heute auf morgen umgekrempelt.“

          Als Präses ist Heinrich die ständige Vertretung der Synode, behält Anträge im Blick, ist Mitglied im Rat der EKD und auch Gesicht der Kirche in der Öffentlichkeit. „Das macht Spaß, ich versuche aber mich immer wieder zu hinterfragen: Wer ist meine Zielgruppe? Welches Bild von Kirche möchte ich vermitteln? Wo möchte ich Brücken bauen? Wo unsere Haltung klarmachen?“ Unterstützung bekommt sie durch einen persönlichen Referenten. Das Wort Präses bedeute übersetzt etwa: Erste unter Gleichen. „Ich mag das Wort und es beschreibt auch mein Leitungsverständnis:  Ich fühle mich wie eine Teamkapitänin und nicht wie eine hierarchische Einzelkämpferin.“

          Anna-Nicole Heinrich: Über Gemeinschaft zum Glauben gefunden

          Zum Glauben gefunden hat Heinrich erst spät. Sie kommt aus keinem christlich geprägten Elternhaus. Kurz vor ihrer Geburt zogen ihre Eltern aus Thüringen nach Bayern. Dort musste sie ab der ersten Klasse den Religionsunterricht besuchen und entschied sich für den evangelischen, der altersübergreifend von der ersten bis zur vierten Klasse unterrichtet wurde. „Der Großteil meiner Mitschüler war katholisch“, erzählt Heinrich. Unter den evangelischen Kindern entstand eine enge Gemeinschaft. Später hat sie sich taufen lassen. „Über diese Gemeinschaft bin ich überhaupt erst mit dem Glauben in Kontakt gekommen“, sagt Heinrich. In schwierigen Lebensphasen habe sie sie aufgefangen. Diese Gemeinschaft sei das große Plus, das Kirche biete. „Ich denke, ich hätte den Glauben nie entdeckt, wenn ich mich nicht sicher in dieser Gemeinschaft gefühlt hätte.“ Glaube gemeinsam feiern – das funktioniere auch über konfessionelle Unterschiede hinweg.

          Anna-Nicole Heinrich: „Wir müssen raus aus unserer Bubble“

           „Wir müssen raus aus unserer Bubble“ – mit dieser Haltung hat Anna-Nicole Heinrich ihr Amt angetreten. Für Heinrich gehören zu dieser „Blase“ die Hochverbundenen, die der Gemeinde eng zugehörig sind. Die „Bubble“ zu verlassen heiße, die Menschen zu erreichen, die nichts mit Kirche am Hut haben. Deshalb hat sie sich ein Ziel gesetzt: „Ich möchte im nächsten Jahr 80 Prozent nicht-kirchliche und nur noch 20 Prozent typisch kirchliche Veranstaltungen besuche.“ Es sei ein Versuch, der viel Arbeit, Überwindung und Konfrontation sowie Selbstreflexion benötige.

          Dazwischen erzählt Anna-Nicole Heinrich auch von monatlichen Pizzaabenden in der WG, die sie trotz aller Verpflichtungen nicht verpassen möchte, von ihren Lieblingssocken oder mit bayrischem Dialekt von ihrer Heimat.

          Anna-Nicole Heinrich: "Wir dürfen allen etwas zutrauen"

          Um zu beweisen, dass das Motto „Raus aus der Bubble“ funktioniert, hat sich Heinrich kurz nach ihrer Wahl auf „Präsestour“ begeben und Menschen in ganz Deutschland besucht. Überwiegend solche, die nicht kirchlich sozialisiert sind. Überraschend, ohne Vorankündigung, um ehrliche Antworten zu bekommen und Erfahrungen zu sammeln. „Ich habe dabei viel gelernt, von dem ich noch heute schöpfe“, erzählt Heinrich. „Ich bin über viele Themen gestolpert, mit denen ich mich vorher noch nie beschäftigt habe.“ Die erste Botschaft sei dabei immer gewesen: Danke, dass ihr uns seht und euch für uns interessiert. „Niemand hat uns weggeschickt, weil wir von der Kirche sind.“ Im Gegenteil: Alle seien interessiert an ihrem Glauben gewesen. „Die Suche nach Sinn und das Bedürfnis nach Halt ist groß in der Gesellschaft. Wir dürfen allen etwas zutrauen.“

          Das gelte auch für Ehrenamtliche in der Kirche. „Wir können offener mit den Vorteilen des ehrenamtlichen Engagements werben. Ich darf sagen, dass ich meiner Kirche nicht nur diene, sondern es mir auch selbst etwas bringt. Dass ich im eigenen Glauben wachse, Kontakte knüpfe oder Fähigkeiten erlene. Dieses Narrativ bedienen wir noch nicht genug.“

          Bei der Nutzung digitale Medien, in der Heinrich eine große Chance sieht, komme es nicht nur auf das „Wo“ sondern vor allem auf das „Wie“ an. Als Institution habe man es per se schwerer. „Wir transportieren überwiegend physische Angebote ins Digitale. Was passiert, wenn wir das mal umdrehen und andersherum denken?“

          Wer das Gespräch verpasst hat, kann es unter www.radio-wewewe.de nachhören.

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