Dekanat Wetterau

Angebote und Themen

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          "Wohin"-Abend

          Grosse Kirche, kleiner Chor: Tolle Klänge!

          FangerDas Vokalensemble unter der Leitung von Mareike Hilbrig aus Marburg trägt Lieder und Texte vor.

          Ein Marburger Vokalensemble hat Chormusik von Erna Woll, Abbie Betinis, Kenney Potter und Hilde Domin zusammen mit Erlebnis-Texten zum Thema Flucht und Ankommen in der Friedberger Stadtkirche aufgeführt.

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          Die Themen Flucht, Immigranten und Integration von in Not geratenen Menschen, die ihr Land verlassen mussten, liegen nicht jedem. Vielleicht auch, weil man kaum ein Medium einschalten kann, ohne mit diesem weltweiten Problem konfrontiert zu werden. Aber Weggucken geht eben auch nicht. Das machen die einführenden Worte von Friedbergs Pfarrerin Claudia Ginkel und Wolfgang Dittrich, dem Referenten für Gesellschaftliche Verantwortung im Ev. Dekanat Wetterau klar und deutlich. Und deshalb hat ein nordhessisches Vokalensemble es sich zur Aufgabe gemacht, genau diese Problematik von Flucht und Ankommen nicht nur zu thematisieren, sondern ihr eine neue, kreative Seite abzugewinnen. 15 Sängerinnen und Sänger haben am vergangenen Wochenende in der Friedberger Stadtkirche unter der Leitung von Mareike Hilbrig aus Marburg Lieder mehrerer Komponisten sowie den Chor-Zyklus „Wohin ich immer reise, ich fahr nach Nirgendland“ der jüdischen Dichterin Mascha Kaleko gesungen und gesprochen. Sie nannte das 1986 verfasste Werk "Kein Kinderlied".

          Medizinerin und Vikarin erzählen von Begegnungen

          Die Komponistin Erna Woll hat diese Gedichte über Flucht und Heimatverlust 1994 vertont. Dieses Werk und weitere Chorstücke treten mit persönlichen Texten in einen Dialog. Die Texte erzählen von Begegnungen zwischen Menschen auf der Flucht und Menschen ohne Fluchterfahrung. Unter dem Titel "Wohin? Flucht und Ankommen, Begegnungen zwischen Ich und Du" erzählen die Medizinerin Friederike Monninger und Lydia Katzenberger, Vikarin der Ev. Gesamtkirchengemeinde Karben von ihren Gesprächen mit Geflüchteten. Die Erfahrung dieser Begegnungen verarbeiten beide in meist dialogischen Texten, die eindringlich von der kaum beschreibbaren psychischen Not der Geflohenen erzählen.

          Anlass waren persönliche Erlebnisse der beiden Frauen mit geflüchteten Menschen in griechischen Geflüchteten-Camps und in einer hessischen Erstaufnahme-Einrichtung. Dazu wechseln sich Chorgesang und die sehr persönlichen und dramatischen Dialoge ab. Immer wieder wird den Zuhörern klargemacht, wie wenig unsere ehrliche, aber oft naive Hilfsbereitschaft den wirklichen Problemen der Geflüchteten gewachsen ist. Und immer wieder ergreift dieser vorgetragene Schmerz auch die Zuhörer.

          Lieder voller Lebensmut

          Gut, dass die Lieder des Chorensembles in ihrer schlichten Schönheit und voller ansteckendem Lebensmut dem Konzertabend die Balance zurückgeben. Besonders mitreißend gelingt dies dem Chor mit dem Gedicht "Hope is the thing with feathers" der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson, das Kenney Potter 1970 vertont hat. Noch fröhlicher geht es im Lied "Be like a bird" zu, mit einem Text, der auf Victor Hugo zurückgeht und 1980 von Abbie Betinis als Canon für Mädchenstimmen komponiert wurde.

          So hellen die Liedvorträge die manchmal schwer verdauliche Dramatik der existenziell politischen Texte auf. Dennoch verstehen die Zuhörer bald, dass gerade dieser krasse Gegensatz zwischen der zarten Musikalität der wunderbaren und leider viel zu wenig bekannten Chorstücke und der dramatischen Realität der gesprochenen Dialoge dem Abend in der Stadtkirche seine Faszination, Relevanz, ja Berechtigung gibt. Und das spricht auch für den Mut der Veranstalter. Die Eindringlichkeit der Thematik, wenn auch schon oft strapaziert, bekommt durch die künstlerische Leistung des Chorensembles, sowohl durch die Auswahl der Stücke, als auch durch den hoch emotionalen Vortrag ihre verdiente und notwenige Aktualität. Und dazu passt denn auch das Schlusslied mit dem Text der unvergessenen Hilde Domin: "Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten."

          Text: York Fanger

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