Dekanat Wetterau

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          Sonntagswort: Belastung kann gut sein

          Pfarrer Rainer Böhm, Evangelische Kirchengemeinde Bad Nauheim, widmet sich dem Symbol der Brücke.

          Neulich habe ich einen Vortrag über das Rosental-Viadukt in Friedberg gehört. Das ist eine 1850 fertiggestellte Eisenbahnbrücke in Friedberg, die leider schon lange durch andere Brückenbauwerke verdeckt ist. Ein beeindruckendes Denkmal der Industriegeschichte. Die Brücke ist aus Sandstein errichtet worden. Die Friedberger nennen sie die „24 Hallen“, nach der Zahl der Bögen, die sie bildet.

          Das Bauwerk wird schon lange nicht mehr gepflegt, seit es 1982 außer Betrieb gestellt und durch eine Betonbrücke ersetzt worden ist. Sicher würde dem Mauerwerk inzwischen eine Sanierung guttun. Eindringendes Wasser ist nicht das Problem, die Drainage der Brücke funktioniert anscheinend nach wie vor.  Aber die Brücke wurde einfach verkauft. Ein weiteres Problem ist ihre fehlende Belastung.

          Dadurch lockern sich die Verbindungen im Mauerwerk. Der Zusammenhalt der Konstruktion lässt nach, wenn sie nicht immer wieder belastet wird. Dadurch staucht sich bei dieser Konstruktionsart das Mauerwerk ineinander, die Brücke bleibt gewissermaßen in Form oder im Training, wie ich es verstanden habe.  Andernfalls lässt die Tragfähigkeit allmählich nach, das Gefüge der Mauern lockert sich.

          Im Christentum ist die Brücke ein religiöses Symbol. Wir kennen die sog. „Brückenheiligen“, in meinem Heimatort steht ein Nepomuk auf der Brücke über den Liederbach. Wir kennen den Papst als Pontifex, als Brückenbauer zwischen den Welten und dem Diesseits und Jenseits. Die Brücke ist Symbol einer Verbindung, einer Beziehung von zwei getrennten, sonst für sich existierenden Bereichen.

          Gleichgültigkeit und Leere sind der Tod einer Beziehung. Auseinandersetzungen zeigen gewissermaßen auch ihre Lebendigkeit und Energie. Sie stärken das ehrliche und offene Miteinander, so wie die regelmäßige Belastung ein in die Jahre gekommenes Viadukt zu Stabilität verhelfen kann. Zu schwer ist sicher nicht gut. Aber zu leicht und zu wenig eben auch nicht. Das habe ich neulich gelernt.

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