Sonntagswort: Vergeben und Versöhnen
22.01.2023 ahrt Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Ob im Großen oder im Kleinen, Konflikte sind ständige Begleiter des menschlichen Miteinanders. Vor kurzem erzählte mir ein Bekannter freudig, dass er sich mit einer guten Freundin versöhnt habe. Es hatte Streit gegeben, er wurde gekränkt und hatte den Kontakt eingestellt.
Anfangs stand die Kränkung im Vordergrund, aber auf Dauer wurde für ihn das Nicht-Verhältnis zur seelischen Belastung. Trotzdem schaffte er es nicht, über seinen Schatten zu springen und auf seine ehemals gute Freundin zuzugehen. Es brauchte Zeit, bis er nicht nur vergeben konnte, sondern auch zur Versöhnung bereit war.
Vergeben und versöhnen ist nicht das Gleiche. Wer vergibt, verlässt die Opferrolle und lässt zu, dass Verärgerung und Enttäuschung einem gewissen Wohlwollen weicht. Dabei spielt immer eine Rolle, wie tief die Kränkung ist. Wer vergeben kann, sorgt für inneren Frieden und befreit die eigene Seele.
Wer vergibt ist aber nicht unbedingt auch bereit, eine Beziehung wie bisher fortzuführen. Vergeben kann man für sich alleine, ohne den anderen davon in Kenntnis zu setzten. Eine Versöhnung setzt die Bereitschaft voraus, sich trotzdem wieder auf das Gegenüber einzulassen.
Vergeben und Versöhnen sind fundamentale christliche Haltungen, die von Kirche immer wieder thematisiert werden und für ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft von großer Bedeutung sind. Ohne eine grundsätzliche Bereitschaft zur Vergebung können Konflikte nicht abschließend beendet werden und drohen immer wieder aufzubrechen. Dann sorgen sie schlimmstenfalls für Hass und Missgunst. Das Wohl einer Gesellschaft ist auch davon abhängig, wie sehr wir eine Vergebens- und Versöhnungskultur leben. Wir alle sind aufgefordert, daran mitzuarbeiten und immer wieder für Vergeben und Versöhnen als Handlungsoption zu werben.
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