Dekanat Wetterau

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          Susanne Domnick wechselt nach Ginnheim

          Vom Stadtkirchenturm zum Ginnheimer Spargel

          Rach"Komplett anders" sagt Susanne Domnick über ihre neue Wirkungsstätte.

          23 Jahre war Susanne Domnick Pfarrerin in Friedberg. Nun geht sie zurück in ihre Heimatstadt Frankfurt und ist ab 1. Juni Pfarrerin in der Ginnheimer Bethlehemgemeinde.

          1997 war Susanne Domnick nach Friedberg gekommen. Es war ihre dritte Stelle, nach einer Zeit als Vikarin in Pohlheim im Dekanat Gießen, 4 Jahren Gemeindepfarrerin in Hungen und 6 Jahren Schulpfarrerin in der Gesamtschule Gießen-Ost.

          35 Jahre in der Propstei Oberhessen, 23 Jahre in Friedberg - fast ein ganzes Pfarrerinnenleben, auf das Kerstin Tenholte als stellvertretende Dekanin bei der Entpflichtung Domnicks am 10. Mai zurückblickte. Drei "Streiflichter" nannte sie, die für deren Arbeit bezeichnend und prägend gewesen seien: der Mut zu ungewöhnlichen Aktionen, das Eröffnen von Räumen für Begegnungen und die innovative Arbeit mit den Jugendlichen.

          Wer in Friedberg als Gemeindepfarrerin mit einem Abschiedsritual für zu fällende Bäume startet, hat schon mal Aufmerksamkeit. Doch Susanne Domnick machte sich nicht nur für Bäume stark. Sie hatte auch einen Blick für die Obdachlosen und das Karl-Wagner-Haus, für Transgender-Menschen, für Flüchtlinge. "Die Menschen sichtbar machen, die oft nicht gesehen werden", war und ist ihr wichtig.

          Mit ihrem Wirken verbindet sich das hohe Engagement der Friedberger Gemeinde im Kirchenasyl, das Projekt "Aufsehen" als gemeinsames Mittagessen (nicht nur) für Bedürftige in der Stadtkirche, die Mitgründung des bundesweit tätigen Vereins  "Maqom", als Schutzraum für Menschen im Kirchenasyl.

          Auch wenn sie als Gemeindepfarrerin nicht Teil des Dekanatsteams war, so Dekan Volkhard Guth, sehe man mit Dankbarkeit, dass sie viele wichtige Themen gesetzt habe, die auch ins Dekanat hineingewirkt haben.

          .Das Wort Ökumene fasst sie weit und sieht "alle Religionen in einem Haus". Zur Einweihung der neuen Moschee in Friedberg gratulierte sie der Gemeinde herzlich, verbunden mit dem gleichzeitigen Wunsch, dass genauso die Einweihung christlicher Gotteshäuser in der Türkei möglich sei. Als 2009 die NPD in Friedberg aufmarschierte, gehörte sie zusammen mit Dekan Jörg Schlösser zu den ersten, die sich mutig in einer Menschenkette vor die Moschee stellte  und anschließend auf die Bühne des breiten bürgerlichen Protests. Auch für "Kirchenferne" und "Kirchenfremde"  hat sie so Kirche glaubwürdig gemacht.

          Eine streitbare Pfarrerin - das ist sie nach außen und nach innen, wenn ihr ein Thema wichtig ist. Mit dieser Haltung hat sie Menschen angezogen, fasziniert, aber manchmal auch irritiert. "Herzensanliegen sind diskutierbar, aber nicht verhandelbar" wird sie von Tenholte zitiert.

          Zu diesen Herzensanliegen zählt sie auch die Jugendarbeit. 35 Mitarbeitende zwischen 15 und 25 Jahren zählt heute das "Konfi-Team", das sie mit aufgebaut hat. Junge Menschen, die nicht nur die Konfirmand*innenarbeit begleiten, sondern sich auch als eigenständige Gruppe selbst entwickeln, stützen, Feedback geben und in Fortbildungen weiterentwickeln. Nicht wenige von Ihnen haben im Pfarrhaus in der Mainzer Toranlage eine offene Tür gefunden, eine Tasse Tee, ein Stück Brot oder auch ein Bett, wenn es Not tat. Auch das eigene Haus war für die Friedberger Pfarrerin ein Begegnungsraum. Nie konnte man dort länger als eine halbe Stunde in der Küche sitzen, ohne dass ein Gast vorbeikam. Ein junger Mann aus Syrien blieb für ein Jahr, eine persische Flüchtlingsfamilie mehrere Monate.
          Ein Wort Paul Gerhards aus dem Lied "Geh aus mein Herz..." ist Domnick  wichtig geworden: der Mensch  möge "an Leib und Seele grünen".  Das prägt auch ihre Seelsorge. Für viele Menschen - selbst Frauen aus der muslimischen Gemeinde -, war sie eine aufmerksame und geduldige Begleiterin. Und wo Versöhnung nicht gelang, wie bei einem zerstrittenen Ehepaar, bot sie ein versöhnendes Ritual zur Trennung an. "Arbeiten, an dem was ist, nicht an dem was sein soll", ist ihr Leitsatz.

          Zum Grünen an Leib und Seele gehören für sie auch die geistlichen Angebote - möglichst so, dass viele Zugang haben. Das auf dem Boden der Stadtkirche ausgelegte Adventslabyrinth fällt ihr da ein, "da können sogar kleine Kinder durchlaufen". Oder das kleine Format der "Atempause", immer samstags in der Stadtkirche: fünf Minuten Orgel, fünf Minuten Textimpuls, fünf Minuten Orgel. Das gab es schon, als sie in Friedberg anfing, und sie hat mit Begeisterung dazu beigetragen.
          Und mit der gleichen Begeisterung hat sie diese besondere Kirche betrachtet, in der sie 23 Jahre predigen durfte. Die Feier des  700-Jahr-Jubliäums der Stadtkirche ist eng mit Domnick verbunden. Kurz vor ihrem Weggang war es ihr eine besondere Freude, noch ein lange geplantes Projekt zu vollenden: die Herausgabe "Blicke in die Stadtkirche" von Harmut Clotz.

          Nun geht sie von der Stadtkirche zurück in die Großstadt, in der sie aufgewachsen ist. Eine Straßenkreuzung bildet das geografische Zentrum der Gemeinde, der Kirchenbau ist nächstes Jahr gerade mal 50 Jahre alt. Von ihrem Wohnzimmer schaut sie auf den Kindergarten der Gemeinde, in den, wenn alles klappt, demnächst auch Enkel Samuel gehen wird. "Es ist komplett anders" sagt Susanne Domnick - und strahlt dabei.
          Man kann einigermaßen sicher sein, dass die Straßenkreuzung demnächst eine geistliche Belebung erfahren wird. Die neue Ginnheimer Pfarrerin hat da schon eine Idee.

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