Dekanat Wetterau

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          SolidAHRität – Hilfe im Ahrtal aus Butzbach

          Viola MillerDie Zerstörung ist am Ufer der Ahr noch immer sichtbar.

          Das überkonfessionelle Bündnis „Butzbach hilft“ engagiert sich im Ahrtal und sucht helfende Hände. Im Diakonischen Werk Wetterau wurde der Aufruf geteilt – Mitarbeiterin Viola Miller berichtet von ihrem Einsatz.

          Eine Mitarbeiterin des Diakonischen Werks Wetterau (DWW), Viola Miller, hat sich bei den Arbeiten im Ahrtal beteiligt. Aufmerksam wurde sie, nachdem die stellvertretende Bereichsleiterin Petra Seeger den Hilfe-Aufruf im DWW geteilt hatte. Nun berichtet sie von ihrem Einsatz.

          „Die Menschen legten sich abends ins Bett und wachten nicht mehr auf. Sie ertranken oder wurden von den Trümmern ihrer Häuser erschlagen.“ So war der Wortlaut der Berichte unmittelbar nach der Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli diesen Jahres und er ergriff mich mit Entsetzen. Das eigene Bett ist ein Schutzraum, eine Wohlfühloase, ein intimer Ort. Hier zieht man sich zurück, wenn es einem auch mal nicht so gut geht. Besonders gerne liege ich bei einem Unwetter im Bett und lese gemütlich, während der Regen an die Fensterscheiben trommelt. Hier ist man doch sicher – normalerweise…

          Von Normalität ist das Ahrtal noch weit entfernt. Dies habe ich während des Hilfseinsatzes bald erfahren, an dem ich am 9. Oktober 2021 teilgenommen habe. Zwar wurde bereits viel Schutt und Schlamm weggeräumt, doch man sieht vor allem im Inneren der betroffenen Häuser das Ausmaß der Katastrophe: Die untere Etage ist unbewohnbar, der Wandverputz musste bis auf das rohe Mauerwerk weggestemmt werden. Heizungsanlagen sind zerstört – und der Winter naht. Bewohnbar sind lediglich die oberen Etagen. Die Ahrtalbewohner berichten von zäher Bürokratie und langwierigen Verhandlungen mit den Versicherungen, vor allem ältere Menschen hätten Schwierigkeiten, Anträge auf Versicherungsleistungen zu stellen.

          Hier engagiert sich das „Helfershuttle“ schnell, einfach, unbürokratisch und kostenlos. Mit „Butzbach hilft“ fuhr ich mit einem Bus um 6 Uhr morgens vom Butzbacher Bahnhof ab. Kurz nach 8 Uhr kamen wir im beeindruckenden Camp des Helfershuttles in Grafschaft-Ringen an. Dort wurde zunächst eine Begrüßungsansprache gehalten. Dann wurden Hilfsaufträge verteilt, zu denen man sich nach Wunsch melden konnte. Ich entschied mich für das Verräumen von Sperrmüll und stieg dann zusammen mit drei Männern aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands in den Shuttle-Bus, der uns nach Ahrweiler brachte. Dort räumten wir den Sperrmüll aus der Wohnung einer 90-jährigen Dame. Dieser Auftrag war vergleichsweise schnell erledigt und so schlugen meine Mitstreiter vor, doch einfach mitsamt Sackkarre, Schaufeln, Beil und Eimer durch Ahrweiler zu ziehen und die Menschen direkt zu fragen, ob sie denn Hilfe benötigten. An diesem sonnigen Herbsttag wurde an fast jeder Ecke geschuftet und so kamen wir schnell mit den Bewohnern ins Gespräch. So halfen wir einer Familie, Schlamm weg zu schaufeln und den Vorgarten neu anzulegen.

          „Ich weiß ja, dass ein Vorgarten nicht das Wichtigste ist, aber schaut mal, wie schön der jetzt geworden ist. Ich brauch´ sowas für meine Seele!“, versicherte die glückliche Anwohnerin und schenkte jedem von uns einen Kalender für das Jahr 2022 – mit Bildern, die zeigen, wie schön das Ahrtal normalerweise ist. Wir zogen nun weiter und halfen einer Familie, die Tapete von der Decke des ehemaligen Wohnzimmers zu entfernen. Anschließend versammelten wir uns in der Altstadt um die Laurentiuskirche herum zu einer Menschenkette. Diese sollte die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass die Katastrophe im Ahrtal immer noch aktuell ist.

          Kurz darauf wurden wir wieder von einem Shuttle-Bus abgeholt und zum Camp zurück gefahren. Dort herrschte fast schon eine Art Festival-Atmosphäre. Die Teilnehmer (2750 allein an diesem Tag) saßen auf Bänken beieinander und erzählten sich von ihren Erlebnissen. Rings um uns herum wurde gegrillt und gebrutzelt, man merkte, dass man hier in einer gastfreundlichen Genuss-Region war, die bislang immer für ihre Einkehrmöglichkeiten bekannt war. Langsam wurde es kühler und wir nahmen dankbar unsere Abendmahlzeit ein und lauschten der abendlichen Ansprache. Laut Stephanie Rau-Helmig, Mit-Initiatorin des Bündnisses „Butzbach hilft“, ist es wichtig, einen solch arbeitsreichen Tag gut ausklingen zu lassen. Dem kann ich nur zustimmen. Es tat gut, nach den teilweise drastischen Berichten der Anwohnenden noch ein wenig sitzen und erzählen zu können. Kurz nach 19 Uhr nahmen wir wieder unsere Fahrt in Richtung Butzbach auf."

          Weitere Berichte, Bilder und Videos sind unter www.butzbach-hilft.de zu finden.

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