Sonntagswort: Baumstütze

Pfarrerin Ulrike Mey, Christuskirchengemeinde Bad Vilbel, schreibt einen Impuls zu den anstehenden Konfirmationen.

28.04.2024 ahrt Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback

Kürzlich habe ich ihn entfernt: den Pfahl neben unserem Pfirsichbaum, der ihm Halt gegeben hat. Als wir den noch dünnen Pfirsichbaum pflanzten, haben wir den Pfahl daneben in die Erde gerammt und ein Seil zwischen Pfahl und Baum gebunden. So hatte der Baum genügend Spielraum, um zu wachsen und sich bei Wind oder Sturm zu bewegen und genügend Halt, um nicht umzukippen oder schief zu wachsen. Solche Baumstützen geben dünnen Baumstämmchen Halt und Spielraum, Stütze und Eigenständigkeit.

An den Wochenenden nach Ostern finden in den meisten Kirchen Konfirmationen statt. In der Regel lassen sich die Jugendlichen mit 14 Jahren konfirmieren, nachdem sie ein bis zwei Jahre lang in den Kirchengemeinden so manches über Gott, den Glauben und die Gemeinschaft erfahren und sich darüber ausgetauscht haben. Abschluss dieser Zeit ist das eigene Bekenntnis zur Taufe in einem festlichen Gottesdienst, meist verbunden mit einem Familienfest. Die Jugendlichen sind nun im religiösen Sinne „erwachsen“. Der Name Konfirmation kommt vom lateinischen „confirmatio“ und bedeutet Bestätigung oder Bekräftigung. Vielleicht markiert die Konfirmation aber auch die Zeit, in der eine „religiöse Baumstütze“ zunehmend nicht mehr nötig ist.

Bei einem Baum würde die Stütze, wenn sie zu lange stehen bleibt, den Baum am Wachsen hindern. „Menschliche Baumstützen“ im Glauben können auf Dauer auch problematisch sein. Irgendwann engt der Glaube anderer mich ein, wenn ich mich dauerhaft daran anlehnen soll. Ich tausche mich mit Menschen gerne über meinen Glauben aus. Als Stütze im Glauben suche ich Gott: Halt und Spielraum vermittelt er mir.  

Die Bibel vergleich in Psalm 1 einen Menschen, der tief im Glauben verwurzelt ist mit einem Baum, „gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit“. Ein schönes Bild. Ein schönes Ziel.