"Abendmusiken in der Komturkirche" erwachen aus dem Winterschlaf

Philippe Stier

Die beliebte Kammermusikreihe in Nieder-Weisel startet am Samstag, 24. Mai, in die neue Saison

Das Geistliche Zentrum Nieder-Weisel öffnet auch in diesem Jahr an drei Samstagen um 18 Uhr die Pforten der Komturkirche für eine musikalische Auszeit der besonderen Art. Wie immer bei den "Abendmusiken in der Komturkirche" führen die Musiker mit interessanten Erläuterungen durch ihre erlesenen Programme von etwa 70 Minuten Dauer und kommen gerne beim anschließenden Umtrunk, zu dem das Geistliche Zentrum traditionell einlädt, mit dem Publikum bei einem Glas Wein ins Gespräch.

24. Mai: UKRA DUO

Am Samstag, den 24. Mai um 18 Uhr lädt das UKRA DUO zu einem Abend der Erinnerung und Zuversicht ein. Unter dem Titel "Heimat und Hoffnung" wollen die beiden ukrainischen Geigerinnen Marta Kovalova und Yaroslava Skirska mit ihrer Musik eine Brücke zwischen Schmerz über Vergangenes und Vertrauen in Kommendes schlagen.

Das Programm führt durch die Klangwelten verschiedener Kulturen: Die ukrainischen Komponistinnen und Schwestern Hanna Havrylets und Bogdana Frolyak bewahren in ihren Werken das innere Licht, das auch in dunklen Zeiten den Weg zeigt. Die polnische Komponistin Grazyna Bacewicz lässt in ihrem Violinduo zwei Seelen aufeinandertreffen, fordernd und vertraut zugleich. Das Halleluja von Giovanni Sollima gleicht einem Gebet - kraftvoll in seiner Sehnsucht und spirituellem Ausdruck. Ergänzt wird das Programm durch Werke von Mark O’Connor, dessen Musik von der Weite Amerikas und der Kraft des Volkes erzählt. Besonders persönlich wird der Abend durch eigene Kompositionen der beiden Duopartnerinnen.

Die ukrainische Geigerin Marta Kovalova ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe und lebt in Frankfurt am Main. Ihren ersten Unterricht erhielt sie im Alter von 5 Jahren an der Musikschule Kolomyia und schloss ihr Masterstudium an der Hochschule für Musik Mainz bei Prof. Benjamin Bergmann im Jahr 2020 ab. Seit 2018 ist sie Mitglied der Deutschen Philharmonie Merck, seit 2021 als Stimmführerin, und als Orchestermusikerin zu Gast beim Opern- und Museumsorchester Frankfurt, beim Staatsorchester Wiesbaden und am Staatstheater Darmstadt. Ihr 2020 gegründetes Soloprojekt UKRA wurde von der Hessischen Kulturstiftung sowie durch ein Stipendium der GVL gefördert, darin widmet sie sich der ukrainischen Folklore und bringt Volkslieder in eigenen Neubearbeitungen für Violine, Stimme und FX-Geräte zur Aufführung.

Yaroslava Skirska stammt aus Kharkiv, 2013 absolvierte sie die Ausbildung an der Kharkiv special music school bei Ludmyla Varenina mit Auszeichnung und studierte 2013-2017 an der National Music Academy of Ukraine in Kyiv bei Prof. Olga Rivnyak. Beim internationalen Violinwettbewerb "Kharkiv Assemblies” erhielt sie den ersten Preis und wurde beim Internationalen Stankovych Wettbewerb ausgezeichnet. Bis zu ihrer Flucht aus Irpin nach Deutschland zu Kriegsbeginn, war sie in Kyiv am Staatlichen Theater für Oper und Ballett und im National Presidential Orchestra of Ukraine tätig. In ihrer Tätigkeit als Orchestermusikerin gastiert sie seither beim Philharmonischen Staatsorchester Mainz, bei der Deutschen Philharmonie Merck, bei der Staatsphilharmonie Kaiserslautern, beim Nationaltheater Mannheim, dem Philharmonischen Orchester der Stadt Ulm, der Kammerphilharmonie Karlsruhe sowie dem Philharmonischen Orchester Heidelberg.

5. Juli: Trio BlattArt

Am Samstag, den 5. Juli um 18 Uhr dürfen sich die Besucher der 36. "Abendmusik in der Komturkirche" auf Raritäten der Klarinettenliteratur freuen. Das Trio BlattArt spielt von Joseph Haydn die Feldparthie Nr. 6, in der auch der berühmte Choral St. Anton erklingt, der von Johannes Brahms in einem Orchesterstück variiert wurde. Es folgt die Orgel-Trio-Sonate in c-moll von Johann Sebastian Bach in einer Bearbeitung für das TrioBlattArt. Ein besonderes Klangerlebnis dürften die von Thomas Stöß nach Bildern von Leonel Feininger komponierten "Vier Stücke für Klarinette, Bassetthorn und Bassklarinette" werden. In diesem Werk werden die unterschiedlichen Charaktere der Gemälde von der mittelalterlichen Kirche in Gelmeroda nahe Weimar vertont. Der Komponist geht hierbei auf die Musik der Entstehungszeit des Bauwerks ein, das genau wie die Komturkirche im 13. Jahrhundert entstand. Ein Adagio aus der Solo-Suite für Violoncello in einer Bearbeitung für zwei Bassklarinetten sowie ein frühromantisches Trio des Franzosen Jaques-Jules Bouffil runden das Programm ab.

6. September: Barockduo "La Tirata"

"La Reveuse" - die Träumerin - ist das Motto der 37. Abendmusik am 6. September. In diesem, nach einem der schönsten Stücke für Viola da Gamba von Marin Marais benannten Programm, träumen sich Gambe und Laute, zwei nahe Verwandte und Freunde, durch fünf Jahrhunderte der Musikgeschichte. Der Bogen wird weit gespannt, von Girolamo dalla Casas´ "Diminution" über ein Madrigal aus dem 16. Jahrhundert bis zu französischer Musik für Theorbe und Gambe von Marin Marais oder Robert de Visée sowie einer modernen Komposition von Philippe Hersant. Das Barockduo "La Tirata" mit Renate Mundi (Viola da Gamba) und Yoshio Takayanagi (Theorbe & Barockgitarre) zeigt einmal mehr das ganze Spektrum, sowohl solistisch als auch gemeinsam im Dialog.


Karten für die Konzerte sind an der Abendkasse in der Komturkirche (Johanniterstraße 7, 35510 Butzbach) zum Preis von 18 EUR (ermäßigt 8 EUR, Familienermäßigung) erhältlich.

Wie immer gilt: die Komturkirche ist auch im Sommer kühl, denken Sie bitte an angemessene Kleidung. Zusätzlich werden Decken bereitgehalten.