Gegenseitige Besuche, soziale Projekte, Online-Bibelgruppen, gemeinsame Gottesdienste und Gebete sowie Unterstützung während der Corona-Pandemie prägen die langjährige Verbindung.
Bischof Samantaroy besuchte die Wetterau mehrfach. Zuletzt reiste er in offizieller Funktion Ende Januar nach Deutschland, um an der Amtseinführung der neuen Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Prof. Dr. Christiane Tietz, in der Lutherkirche Wiesbaden teilzunehmen. Nun wird er in den Ruhestand verabschiedet.
Parterschaft seit fast 40 Jahren
Am 30. Mai 1999 wurde Pradeep Kumar Samantaroy, von seinen Freunden liebevoll „Bunu“ genannt, als siebter Bischof der Diözese Amritsar geweiht und in sein Amt eingeführt. Er folgte auf Bischof Dr. Anand Chandu Lal, den Begründer der Partnerschaft der Diözese Amritsar der Church of North India (CNI) mit den Dekanaten Wetterau und Gießen, die 1987, vor fast 40 Jahren, entstanden ist.
Während der Amtszeit von Bischof Bunu Samantaroy fanden rund 40 gegenseitige Besuche statt. Dazu zählen Delegationsreisen von Dekanen und Referenten, Pfarreraustausche, aber auch deutsch-indische Jugendbegegnungen und Reisen von an der Partnerschaft interessierten Gemeindegliedern. Ein solch regelmäßiger Kontakt sei nicht selbstverständlich, betont der Bischof. Aus Partnern seien Freunde geworden. „Lasst uns zusammen lachen und zusammen weinen, wenn es Sorgen und Nöte gibt“, predigte der Bischof einmal. Die Partnerschaft sei von Offenheit und Vertrauen geprägt, bestätigt auch Siegfried Nickel, Pfarrer für Ökumene und Dialog im Evangelischen Dekanat Wetterau. Der gemeinsame Glaube bilde dabei eine stabile Grundlage und Erfahrungen wie das gemeinsame Bibelstudium stärkten die Verbindung.
Partnerschaft ist wichtige Säule des Dekanats
Dekan Volkhard Guth hebt hervor: „Die Partnerschaft ist eine tragende Säule des Evangelischen Dekanats Wetterau.“ Sie habe sich kontinuierlich weiterentwickelt und gefestigt. Man merke, dass beiden Seiten die Partnerschaft am Herzen liege. Der Dekanatssynodalvorstand trägt die Partnerschaft mit. Der Partnerschaftsausschuss des Dekanats trifft sich regelmäßig.
2004 besuchte Bischof Samantaroy erstmals die Partner in Hessen. Er nahm 2009 an der Amtseinführung von Kirchenpräsident Dr. Volker Jung in der Stadtkirche Friedberg teil, predigte bei verschiedenen Anlässen und war Gast bei Dekanatssynoden.
Unterstützung während der Corona-Pandemie
Selbst die Corona-Pandemie konnte die Partnerschaft nicht unterbrechen. Online-Gottesdienste wurden gefeiert, Gebete geteilt und Unterstützung geleistet, wo sie benötigt wurde. Auch als Jammu und Kashmir 2014 von einer schweren Flutkatastrophe erschüttert wurden, leistet das Dekanat Unterstützung – finanziell aber genauso durch Gebete und Gespräche.
Christen stellen in Indien eine Minderheit dar, ihr Anteil liegt bei etwa 2 % der Bevölkerung. In vielen Teilen der Diözese machen sie sogar weniger als 1 % aus. Die Mehrheit von ihnen gehört den kastenlosen Dalits an, die zur untersten sozialen Schicht zählen.
Soziale Projekte & Motorrad-Rallye
Im Laufe der Jahre entstanden weitere gemeinsame soziale Projekte wie eine Baumpflanzaktion zur Förderung des Umweltschutzes, Mikrokredite zur Unterstützung von Frauen bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen sowie ein Rentenfonds für indische Mitarbeitende der Diözese, da es in Indien kein staatliches Rentensystem gibt.
Bischof Samantaroy ist als "People's Bishop" bekannt und pflegt eine enge Verbindung zu Menschen aller Altersgruppen, insbesondere zu Jugendlichen. Seine Leidenschaft für die Arbeit mit jungen Menschen zeigt sich in Initiativen wie Friedens-Motorradrallyes und Jugendcamps.
Interkultureller Austausch
Die Partnerschaft zwischen den indischen und deutschen Christen ist nicht nur durch den gemeinsamen Glauben und die Spiritualität geprägt, sondern auch durch interkulturellen Austausch. Indische Gäste sind, wann immer möglich, in deutschen Familien untergebracht. Viele von ihnen verlassen für den Besuch in Europa zum ersten Mal ihre Heimat.
Auch wenn Bischof Samantaroy nun in den Ruhestand geht, wird die Partnerschaft lebendig bleiben. Im übernächsten Jahr steht das 40-jährige Jubiläum an.