Geistlicher Impuls Oktober: Himmlische Berührungen
Haben Sie schon einmal einen Engel gesehen? Wie viele von ihnen gibt es wohl?
Allein in der Lutherbibel kommt der Begriff Engel 347 mal vor, oft auch im Plural. In den Geschichten der Bibel sind sie also alles andere als Randgestalten. Sie tauchen unvermittelt in der Lebenswelt der Menschen auf, stellen Vertrautes in Frage und bringen so Menschen mit dem Himmel in Berührung. Ich denke an den Verkündigungsengel an Weihnachten bei den Hirten auf dem Feld; an den Engel, der Josef im Traum vor dem König Herodes warnt; und ich denke an den Engel am Ostermorgen, der zu den ängstlichen Frauen spricht: Fürchtet euch nicht.
Die wenigen Beispiele zeigen: Ohne Engel würden viele biblische Geschichten in der Luft hängen. Engel stellen gleichsam eine Brücke zwischen Himmel und Erde dar: Und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit ihrer Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. (1. Mose 28,12)
Im Bewusstsein vieler Menschen haben sich die Engel jedoch verselbstständigt und können ein eigenes Dasein führen. Sie sind Wesensgeister, so meinen viele, die handeln, wie im eigenen Auftrag, die um Schutz und Bewahrung angerufen werden können. Dabei sind Engel Kuriere, Postboten Gottes. Sie werden als Botschafter auf die Erde gesandt, um zu helfen, um zu retten. Sie sind heilsame Manifestationen der Gegenwart Gottes.
Am Fest der Engel möchte ich nachdenken, nachspüren, eher mit dem Herzen zuhören: Wo, wer und durch was wird mir Gottes Beistand und Begleitung, ganz irdisch, ganz menschlich, ganz konkret vermittelt? Gefühle, Ereignisse, Begegnungen, die zu geistlichen Erfahrungen werden, manchmal sogar irritierende Widerfahrnisse – das können Engel sein, die mich in jene Wirklichkeit einführen, die wirklicher ist als alles, was ich Wirklichkeit nenne.
Ob ich diese himmlischen Berührungen als von Gott kommend deute, hat (auch) mit mir zu tun: Möchte ich Glück und Erfolg und Bewahrung mir selber zuschreiben? Wer hat eigentlich verhindert, dass nicht noch Schlimmeres passiert ist? Wem habe ich den Gedankenblitz neulich zu verdanken? Woher nehme ich die Kraft und Ausdauer, anderen zu helfen? Und wer bewahrt mir das Vertrauen in Gott und Christus?
Am Tag der Engel wünsche ich Ihnen ein offenes Ohr für die Botschaft der Engel in Ihrem Leben und Gottes spürbare Begleitung auf allen Wegen.
Pfarrer Johannes Misterek
Pfarrer am Geistlichen zentrum Nieder-Weisel