Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Beate Hofmann, war im Geistlichen Zentrum der Johanniter in Nieder-Weisel zu Gast. Dort predigte sie zum Thema "Sorgenetze".
Es ist jedes Jahr ein besonderes Ereignis, wenn sich Mitglieder der Johanniter-Schwesternschaft aus der Region und Ritter der hessischen Genossenschaft des Johanniterordens auf dem Gelände rund um die altehrwürdige Komturkirche in Nieder-Weisel treffen. In diesem Jahr war die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Beate Hofmann, zu Gast. Sie predigte im Rittertagsgottesdienst anlässlich der Mitgliederversammlung der Genossenschaft, bei der unter anderem auch neue Mitglieder aufgenommen und Ehrungen vorgenommen werden.
Im Zentrum der Predigt stand der Begriff „Sorgenetze“. Damit gemeint ist ein gutes „füreinander da Sein“. Alle Organisationen innerhalb der Diakonie - und damit auch die Johanniter - verbinde die Idee des Dienstes und der Hilfe für den Nächsten oder für die Schwachen.
„Wie dienen wir Christus heute angemessen? Wie sieht evangeliumsgemäße Hilfe heute aus? Das ist eine Frage, die mich als Bischöfin und Diakoniewissenschaftlerin immer wieder umtreibt“, so Dr. Beate Hofmann. „Der Apostel Paulus hatte darauf eine klare Antwort: Im Galaterbrief schreibt er: Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Hier wird das Sorgenetz als Lastenteilung beschrieben. Zentral ist die Gegenseitigkeit der Hilfe.“
Das gegenseitige Geben und Nehmen sei dabei entscheidend. Denn das Ziel sei nicht, dass sich ein „Starker“ um den „Schwachen“ kümmere. Abhängigkeit dürfe nicht als Schwäche gelten. Das biblische Menschenbild unterstreiche, dass jeder Mensch Hilfe brauche und Hilfe geben könne. „Auch in Situationen, in denen ich selbst Hilfe brauche, kann ich gleichzeitig Hilfe geben.“
Wenn es darum gehe, zukunftsfähige Sorgenetze zu knüpfen und halten zu wollen, müsse man über Beteiligungsmöglichkeiten nachdenken und immer auch nach Sorgepotenzialen, nicht nur nach Sorgebedarfen, fragen.
„Unser Wohlfahrtssystem, in dem auch die Johanniter eine wichtige Säule sind, lebt bisher davon, dass wir Bedarfe definieren und im Sozialgesetz dafür Leistungen definieren, die dann, wenn der Bedarf eintritt, professionell geleistet werden. Damit wird aus der Hilfe ein Recht und eine Dienstleistung, auf die ich durch die Sozialversicherungen einen Anspruch habe. Das ist ein großer Fortschritt gegenüber zufälliger Hilfe auf der Basis von Barmherzigkeit und Wohltätigkeit. Doch dieses System kommt gerade an seine Grenzen“, so Dr. Beate Hofmann. Ein Umdenken sei gefragt.
Die Idee der Sorgenetze oder „
Caring Communities“, der sorgenden Gemeinschaften, gehe einen anderen Weg. „Sie bringt Sorgebedarfe und Sorgepotenziale zusammen und knüpft daraus ein Netz.“ Darin finden sich Familie, Nachbarschaft, Ehrenamt, professionelle Unterstützung und auch technologische Assistenz. Beispiele aus den Niederlanden und in Modellprojekten zeigten, dass das funktioniere. Gut füreinander zu sorgen sei ein Anliegen, das alle Christinnen und Christen vereine, weil es ein Grundgebot Christi sei.
Die gesamte Predigt ist hier nachlesbar: <link https: www.ekkw.de bischoefin predigten.php>
www.ekkw.de/bischoefin/predigten.php
Das Geistliche Zentrum der Johanniter in Nieder-Weisel
Eine romanische Kirche aus dem Mittelalter – ein Tagungszentrum mit vielen Seminarräumen – ein modernes Hotel für Kost und Logis. Das ist das Geistliche Zentrum der Johanniter Nieder-Weisel im Evangelischen Dekanat Wetterau. Dort werden über das Jahr verteilt zahlreiche Veranstaltungen wie Einkehrwochenenden, Pilgertouren oder Tagzeitengebete angeboten. Darüber hinaus finden in Nieder-Weisel auch interne Veranstaltungen der Johanniter statt.
Die Mitglieder des Johanniterordens folgen einem doppelten Auftrag: Eintreten für den Glauben und Einsatz für den Kranken und Hilfsbedürftigen.
Das Geistliche Zentrum wird gemeinsam getragen von Johannitern und dem Dekanat Wetterau. Weitere Informationen: <link http: www.geistliches-zentrum-johanniter.de>www.geistliches-zentrum-johanniter.de