Seit Dezember 1993 ist Pfarrer Hilmar Gronau in Dorheim und Bauernheim. Die beiden Gemeinden waren schon damals pfarramtlich verbunden und gehörten zum Evangelischen Dekanat Friedberg, aus dem nach der Fusion mit Butzbach und Bad Vilbel das Dekanat Wetterau wurde. Bis heute brennt er für seinen Beruf, das wird im Gespräch schnell deutlich.
“Ab der 11. Klasse mein Traumberuf”
Was ihm in den 30 Jahren besonders viel Spaß gemacht habe? (Fast) alles. „Ich liebe die Vielseitigkeit im Gemeindealltag“, sagt der Pfarrer, der auch fürs Theaterspielen, für Büttenreden, für Kirchenkino und Kräppelnachmittage immer zu haben war. „Manchmal kam ich von einer Beerdigung direkt zum Taufgespräch. Morgens unterrichtete ich Kinder in der Schule und feierte nachmittags Gottesdienst im Seniorenheim“, erzählt Gronau. „Deshalb liebe ich es, Pfarrer zu sein. Das war ab der 11. Klasse mein Traumberuf. Nach dem Studium war es schwierig, überhaupt eine Stelle zu bekommen. Daher bin ich glücklich und dankbar, dass ich den Beruf mein Leben lang ausüben durfte.“
Auch seine Begeisterung für Musik konnte er in seinen Beruf integrieren. Er spielt Gitarre, singt begeistert im Kirchenchor und hat in der Schule eine Musical-AG mit aufgebaut.
Im Ort fest verankert
Die Nähe zu den Menschen vor Ort war ihm immer wichtig. Nach seiner ersten Stelle in der Gießener Nordstadt zog es ihn aufs Land, wo er sich bis heute sehr wohlfühlt. Zwei seiner vier Kinder sind in Friedberg geboren, die ganze Familie ist im Ort fest verankert. „Ich habe mich von den Dorheimern und Bauernheimern von Anfang an getragen und unterstützt gefühlt“, sagt Gronau. Der damalige Präses Winfried Schilderoth habe ihm ein gutes Ankommen ermöglicht. Auch dafür ist er sehr dankbar. Gebürtig kommt er aus Nieder-Erlenbach.
Aufbau der Notfallseelsorge
Sechs Jahre lang engagierte sich der Pfarrer zudem in der Notfallseelsorge – einem weiteren Herzensthema. Die Notfallseelsorge Wetterau wurde Ende der 90er Jahre von evangelischen und katholischen Hauptamtlichen gemeinsam aufgebaut. Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst suchten eine Möglichkeit der Einsatznachsorge für ihre Einsatzkräfte. Gronau war Teil des leitenden Teams. „Das war eine unfassbar bedeutsame Zeit mit vielen intensiven Momenten“, erinnert er sich. „Für mich ist die Notfallseelsorge einer der wichtigsten Arbeitsbereiche der Kirche, da sie in den schlimmsten Situationen für Menschen da ist.“
Gronau war außerdem Mitglied im Dekanatssynodalvorstand und eine Zeit lang stellvertretender Dekan unter Jürgen Asmus. Er begleitete die Fusion der damals noch eigenständigen Evangelischen Dekanate Bad Vilbel, Butzbach und Friedberg zum Dekanat Wetterau.
Transformationsprozess zum Dienstende
In seinen letzten Dienstjahren standen dann noch einmal große Veränderungen an: Zum 1. Januar fusionieren die Friedberger Kirchengemeinden zur „Evangelischen Friedensgemeinde Friedberg“. Dem ist ein langer Prozess des Zusammenwachsens vorausgegangen. Inzwischen hält das Pfarrteam abwechselnd Gottesdienste in allen Kirchen des Raumes. „Das ist eine schöne Erfahrung. Ich fühle mich inzwischen auch in den anderen Kirchen zu Hause.“
Dieses Feld überlässt er nun allerdings seinen jüngeren Kolleginnen und Kollegen im Nachbarschaftsraum. Auch wenn ihm sein Beruf, der ihm viel gegeben hat, fehlen wird. Doch er hat schon ein neues Ziel vor Augen: „Wir werden unseren Sohn und seine Familie in Australien besuchen – und das länger als nur für eine oder zwei Wochen, denn das war bisher nicht möglich.“
Pfarrer Hilmar Gronau wird in einem Gottesdienst am Sonntag, 7. Dezember um 14 Uhr in der Johanniskirche in Dorheim entpflichtet.