Geistliches Zentrum Nieder-Weisel feiert 1700 Jahre Glaubensbekenntnis

Hortien

Im Jahr 2025 erinnert die Gemeinschaft der Christen weltweit an das erste ökumenische Konzil, das vor 1700 Jahren in Nizäa stattgefunden hat. Noch heute bilden die Beschlüsse dieses Konzils die Ankerpunkte christlicher Theologie. Das Geistliche Zentrum Nieder-Weisel hat das Jubiläum am vergangenen Sonntag bei einem Festtag in den Mittelpunkt gerückt.

In Nizäa, das heute im türkischen Iznik liegt, wurde 325 das zentrale christliche Glaubensbekenntnis formuliert. Ein Meilenstein auf dem Weg zur Kirche. Es ist das Glaubensbekenntnis, auf das sich bis heute alle Konfessionen berufen. „Deshalb feiern wir diesen Gottesdienst heute ökumenisch“, betonte Volkhard Guth, Dekan des Evangelischen Dekanats Wetterau zur Begrüßung am Sonntagmittag in der Komturkirche Nieder-Weisel. So wirkten im Festgottesdienst neben Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Christoph Markschies, Ordensdekan des Johanniterordens, und Johannes Misterek, Pfarrer am Geistlichen Zentrum, auch Erzpriester Nicolas Esber für die Antiochenisch-Orthodoxe Metropolie (St. Peter und Paul, Butzbach) und Dr. Leandro Fontana, Ökumene-Referent im Bistum Mainz, mit.

„Ein viele Jahrhunderte alter Kompromisstext einer Synode führt uns heute hier zusammen“, begann Ordensdekan Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Christoph Markschies seine Predigt und betonte damit die Tragweite des Konzils und seiner Beschlüsse. „Auch heute entstehen ständig Kompromisstexte auf Synoden“, griff er die aktuellen kirchenpolitischen Entwicklungen auf. „Doch diese Kompromisstexte bringen wohl kaum in 1700 Jahren noch einen Festgottesdienst hervor.“

Zunächst führte Prof. Markschies die Gottesdienstgemeinde in die Umstände des ersten ökumenischen Konzils ein. Im Mittelpunkt stand die Frage nach der Identität von Jesus Christus. Die Konzilsväter in Iznik rangen nach heftigen Auseinandersetzungen um eine Kompromissformel. „Das ist ihnen außergewöhnlich gut gelungen“, so Markschies. „Sie haben den Kompromiss als Glaubensbekenntnis, als Gebet, formuliert, das man noch 1700 Jahre später gemeinsam sprechen kann.“ Der Text bringe Glaube in eine Formel, die alle gemeinsam bekennen. Ähnlich dem Ostergruß: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig aufgestanden“. Dieser Zuspruch sei eine der ältesten Formeln, die sich Christen in wenigen Wochen, am Ende der Passionszeit, zu Ostern wieder gegenseitig zusprechen, aus der sie Kraft schöpfen. „Formeln, die wir sagen können, wo uns die Worte fehlen“, formulierte es Markschies. Das Konzil von Nizäa befand: Jesus Christus ist kein Teil der Schöpfung, sondern mit Gott dem Vater selbst Urheber der Schöpfung. Oder anders gesagt: Jesus ist „eines Wesens“ mit Gott. „Das ist hohe Theologie“, bekannte Markschies. Vielleicht zu hoch für Laien. „Aber deswegen gibt es Glaube in Formeln, damit wir nicht selbst nach Worten suchen müssen. Formeln, die tragen, auch wenn wir sie noch nicht ganz verstanden haben.“

Auch heute gebe es, wie zu allen Zeiten, Konflikte in der Kirche. „Da muss in Synoden diskutiert und entschieden werden, damit Kirche nicht gespalten wird.“ Durch Entscheidungen werden Grenzen markiert und Positionen ausgegrenzt. „Positionen, nicht Personen. Das ist unvermeidlich.“ Doch unser Ringen habe eine Verheißung: „Wenn wir in Ehrfurcht aufeinander hören, auf mitlebende Christenmenschen und die aus grauer Vorzeit, dann wird uns vielleicht auch ein Kompromiss vom Heiligen Geist geschenkt, so wunderbar wie der, den wir heute feiern.“

Im anschließenden Vortrag ging der Ordensdekan, der Professor für Ältere Kirchengeschichte und Patristik ist, auf alte und neue Perspektiven rund um das Konzil ein. Im Mittelpunkt stand die theologische Frage, wer Jesus Christus heute für unseren Glauben ist, denn: „Das Bekenntnis von Nizäa provoziert dazu, die im Augenblick bei manchen schicke Herabstufung Jesu zu einem menschlichen Weisheitslehrer nicht mitzumachen - ist so eine Art kleiner Stachel - und daran festzuhalten, dass er ganz auf die Seite Gottes gehört.“ 

Der Vortrag wurde gefilmt und ist auf der Homepage des Geistlichen Zentrums im Bereich Video abrufbar: Zum Vortrag. Die Predigt steht ebenfalls auf der Homepage im Audiobereich zum Nachhören zur Verfügung: Zur Predigt.