Auf dem Podium saßen Arman Yilmaz vom RUMI Kulturverein, Siegfried Nickel, Pfarrer für Ökumene und Dialog im Evangelischen Dekanat Wetterau und der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Bad Nauheim, Manfred de Vries. Sie schilderten wie aus ihrer Sicht ihre jeweilige Religion zu einem gelingenden Leben führt.
Gemäß dem Alter der Religion begann Manfred de Vries mit seiner jüdischen Sichtweise: „Jedes Leben braucht einen moralischen Rahmen, um für die Gesellschaft erfolgreich zu sein. Wir wurden von G'tt geschaffen um die Erde weiter zu entwickeln. Man sollte nur das tun, was man selbst akzeptiert. Die Basis sind unsere gemeinsamen 10 Gebot. Unsere westlichen Werte sind jüdische Werte. Jeder kommt als Ebenbild G'ttes auf diese Welt mit besonderen Fähigkeiten, mit der Verpflichtung diese für die Gemeinschaft einzusetzen. Das führt zum persönlichen Erfolg und zu mehr eigener Zufriedenheit. Darum geht es in unserer Religion. Wir haben 613 Ge- und Verbote. Keiner kann alle einhalten, aber vor allem die Gebote für ein zufriedenes Leben sind wichtig. Wie man in der Familie mit Familienmitgliedern umgeht, die Kaschrutgebote und Gesetze zur Religion. Auch unsere Feiertage sind wichtig um ein zufriedenes Leben zu erreichen. Vor allem die 10 Tage der Rückkehr von Rosh Hashana bis Jom Kippur sind wichtig, um über das letzte Jahr zu reflektieren und dann für das kommende Jahr Verbesserungen anzugehen. Wichtig ist auch die Möglichkeit in dieser Zeit Umkehr zu üben und sich bei denen zu entschuldigen, denen wir etwas angetan haben. Unsere Religion gibt die Werte vor, die zeigt, dass jeder Mensch die Chance hat ein erfülltes Leben zu führen, indem der Slogan 'Mensch bleiben' im Vordergrund steht.“ Soweit Manfred de Vries.
Siegfried Nickel stellte zunächst einmal fest, dass ein Urteil darüber, ob ein Leben gelingt, wohl von der jeweiligen Sicht der Welt und des Menschen in dieser Welt abhänge. Aus christlicher Sicht führte er dann weiter aus, dass am Anfang der Welt die Schöpfung durch Gott und nicht der Zufall stehe. „Der Mensch erhält sein Leben von Gott, Gott schafft ihn und haucht ihm seinen Odem ein. Ohne Gott gäbe es den Menschen nicht, hätte er kein Leben. Ob Leben gelingt hängt aus christlicher Sicht in erster Linie von meiner Beziehung zu Gott ab. Wohlstand, Erfolg, Selbstverwirklichung, Gesundheit, eine gute Partnerschaft, Freundschaften sind alles sehr schöne Dinge, an denen ich mich auch freue, aber ob mein Leben gelingt, hängt für mich als Christ und für alle Christen nicht davon ab. Gott nahe zu sein, ist gut für mich. Wenn wir dem Willen Gottes entsprechend leben, gelingt unser Leben. Wie der Wille Gottes aussieht, das lernen wir Christen aus der Bibel und dabei besonders an der Person Jesus Christus. Er hat als Sohn Gottes zur Umkehr und in seine Nachfolge gerufen und die gute Nachricht von der Liebe Gottes zu uns Menschen gebracht. Wenn ich in seiner Nachfolge versuche dem Bild, das Gott sich von uns Menschen gedacht hat, ähnlicher zu werden, gelingt mein Leben. Lebe ich diese Beziehung, erfahre ich Geborgenheit und Trost. Sie ermutigt mich zu einer unabhängigen Haltung, erweitert meinen Horizont und schenkt mir Hoffnung.“
Armagan Yilmaz: „Wenn wir Menschen ein gelingendes Leben erreichen möchten, sollten wir in erster Linie die Offenbarungsschrift gut kennen, die unser Schöpfer uns als Leitfaden übermittelt hat. Der Schöpfer, der uns am besten kennt, besser als wir uns selbst. Allah hat unterschiedslos alle Menschen nicht nur mit unzähligen Gaben materieller Art ausgestattet. Er gab ihnen auch Nahrung für die Seele, als Er ihnen in seiner Gnade Propheten sandte, die den Menschen als Vorbild dienen. Für uns Muslime ist unser Leitfaden der heilige Koran und als Vorbild, der Prophet Muhammed (Friede sei mit ihm). Und wenn wir den Geboten Gottes und dem Beispiel des Propheten folgen, können wir das Wohlwollen Gottes erlangen und ein gelingendes Leben führen. Wahre Freude und innerer Friede entstehen durch die Unterwerfung unter die Befehle des Schöpfers und Erhalters dieser Welt. Gott sagt im Koran: 'Wahrlich, im Gedenken Gottes werden die Herzen ruhig.' (Koran 13:28)“
Nach den Ausführungen gab es viele interessierte Rückfragen und beim anschließenden Imbiss intensive Gespräche darüber, wie Leben gelingen kann.
Das nächste Erzählcafé Abraham findet im kommenden Jahr am 13. März statt und steht unter dem Thema „Wozu Fasten gut ist!“