Der Partnerschaftsausschuss Amritsar des Dekanats hatte zusammen mit der Kirchengemeinde Berstadt und dem Nachbarschaftsraum Mittlere Wetterau dazu eingeladen.
Der Glaube verbindet Christen in der Wetterau und in Nordindien über viele tausend Kilometer und kulturelle Grenzen hinweg – und das seit fast 40 Jahren. So lange besteht bereits die deutsch-indische Partnerschaft der Propstei Oberhessen und des Evangelischen Dekanats Wetterau mit der Diözese Amritsar der Church of North India (CNI).
Die Mitwirkenden, Pfarrer Daniel Happel (Referent für Partnerschaft und Entwicklung in Asien im Zentrum Ökumene der EKHN und EKKW), Pfarrer Siegfried Nickel (Referent für Ökumene und Dialog im Dekanat), Dekan Volkhard Guth und Pfarrer Jörg Fröhlich (Nachbarschaftsraum Mittlere Wetterau) konnten alle von eigenen Besuchen und der großen Gastfreundschaft in Indien erzählen.
Indien hat über 1,4 Milliarden Einwohner. Es herrscht eine große ethnische und kulturelle Vielfalt und es ist ein Land der großen Gegensätze. Das indische Kastensystem teilt alle Inder in Gruppen ein. Jeder bleibt ein Leben lang an seine Kaste gebunden. Die meisten Christen im Gebiet der Diözese Amritsar sind Dalits, die der untersten sozialen Schicht angehören. Schon früh gab es Christen im Land, heute machen sie 2% der Bevölkerung aus.
Der Diözese Amritsar gehören ca. 57.000 Christ*innen in drei Bundesstaaten im Norden Indiens an (Himachal Pradesh, Jammu & Kaschmir und Teile von Punjab). Die Diözese engagiert sich neben der lebensnahen Verkündigung des Evangeliums mit vielen sozialen Projekten vor Ort, die auch von den Partnern unterstützt werden. So erhalten Kinder und Jugendliche Bildung in den Schulen der Diözese, es gibt Gesundheits- und Hygieneprojekte, ein Mikrokredit-Projekt das Frauen eine finanzielle Selbstständigkeit ermöglicht sowie konkrete Hilfe in Notlagen.
Eine solche Notlage herrscht auch aktuell. Der Monsun Ende August hat schwere Überschwemmungen verursacht. Nicht nur Häuser und Straßen sind zerstört, auch viele Felder und damit die Ernte. Landbesitzer können auf eine Entschädigung durch die Regierung setzen, Pächtern und Landarbeitern haben die Fluten die Existenzgrundlage zerstört. Deshalb ging die Kollekte des Gottesdienstes als Unterstützung für den Wiederaufbau an die Partnerdiözese. Ein Spendenkonto ist einerichtet:
Zahlungsempfänger: Ver. z. Förd der Part.schaftsarbeit der ev. Dekanate Gi u. Wetterau e.V.
IBAN DE62 5139 0000 0061 2367 08
BIC: VBMHDE5F
Volksbank Mittelhessen
Verwendungszweck: Fluthilfe Amritsar
Astrid Möller-Seeling berichtet vom Besuch einer Jugendgruppe aus Shimla 2017 in Berstadt, die den Auslöser für eine direkte Partnerschaft der Evangelischen Kirchengemeinde Berstadt mit der Kirchengemeinde in Batala gab. Insgesamt gab es in den vergangenen Jahren über 40 Begegnungen und Besuche zwischen dem Dekanat und der Diözese. Per Zoom und Social-Media werden Kontakte gepflegt, etwa in Form von Bibelarbeiten, gemeinsamen Gebeten oder einfach persönlich, um Neuigkeiten auszutauschen.
Die Dialogpredigt zu Mt 15,21–28 von Dekan Volkhard Guth und Pfarrer Siegfried Nickel ging von der Begegnung Jesu mit einer kanaanäischen Frau aus, die ihn verzweifelt bittet, ihre Tochter zu heilen. Zunächst ignoriert Jesus sie auf Grund ihrer Herkunft. Doch sie lässt nicht locker und bleibt beharrlich. Beeindruckt von ihrem großen Glauben erfüllt Jesus ihre Bitte.
Jesus und die kanaanäische Frau könnten kaum unterschiedlicher sein. Dennoch kommt es zu einer tiefen Begegnung. Die Frau bleibt trotz Zurückweisung beharrlich und glaubensstark. Ihr Vertrauen und ihr großer Glaube lassen Jesus seine Haltung überdenken. „Gut wenn die Stimme der Schwachen über die Grenzen hinweg zu uns dringt und unseren Blick weitet“, so Dekan Guth.
Begegnungen mit fremden Kulturen – wie in Indien – öffnen neue Sichtweisen und verändern uns. Auch Jesus überschreitet Grenzen, als er fremdes Gebiet betritt. Pfarrer Nickel: „Wenn wir uns auf diese Erfahrungen einlassen, können wir selbst mit uns und unserer Gedankenwelt, aber auch mit unserem christlichen Glauben weiterkommen, so wie Jesus hier weitergekommen ist.“
Die Geschichte markiert zudem einen Wendepunkt: Das Evangelium gilt nicht nur den Juden, sondern allen Menschen. Damit verbindet es Christinnen und Christen weltweit – so wie in der Wetterau und in Nordindien.
Im Anschluss an den Gottesdienst erwartete die Besucher ein Imbiss mit indischen Köstlichkeiten, süß und herzhaft, sowie traditionellem Chai und Mango-Lassie.