Hessentag: Ökumenischer Gottesdienst in der Wasserburg - „Das ganze Leben – eine Bühne?“

Dirk Zengel

Unter dem Motto „Das ganze Leben – eine Bühne?“ haben das Bistum Mainz und die evangelischen Kirchen am Sonntag auf dem Hessentag in Bad Vilbel den ökumenischen Eröffnungsgottesdienst auf der Bühne der Wasserburg gefeiert.

Rund 500 Gäste waren gekommen, um in der besonderen Atmosphäre der Wasserburg diesen einmaligen und mitreißenden Gottesdienst zu erleben. Zur guten Stimmung trug auch die Moderation des Comedy- und Musik-Duos Superzwei bei, das das Publikum zunächst auf Hessisch begrüßte und später seinen Song „Die Welt ist eine Bühne“ zum Besten gab. Mit ihrer authentischen Art sorgten Volker Schmidt-Bäumler und Jakob Friedrichs für viele Lacher.

Musikalisch begeisterten „BoN“, die Band der Auferstehungsgemeinde Bad Vilbel, und das Bläserensemble „BiHuN“ (Bläser in Hessen und Nassau), die den Gottesdienst stimmungsvoll mit Klassikern wie auch modernen Liedern begleiteten. Pfarrerin Ulrike Mey (Evangelische Auferstehungsgemeinde) und Pfarrer Dieter Bockholt (Katholische Pfarrei St. Nikolaus) repräsentierten die Kirche vor Ort.

Die Verbindung zu den Bad Vilbeler Festspielen, an deren Spielort – der Wasserburg – der Gottesdienst gastierte, stellte Schauspielerin Barbara Stollhans her, die die Szene aus William Shakespeares „Wie es euch gefällt“ rezitierte, die dem Hessentagsgottesdienst seinen Titel gab: „Die ganze Welt ist eine Bühne“. So hieß es dann auch im Song von Superzwei, die anschließend gemeinsam mit Schauspielerin Stollhans von Pfarrerin Mey und Pfarrer Bockholt interviewt wurden und einen Einblick in ihren persönlichen Glauben und ihre Lebenseinstellung gaben.

In ihrer Dialogpredigt zum Text aus Prediger 3 „Alles hat seine Zeit“ gingen EKHN-Kirchenpräsidentin Prof. Dr. Christiane Tietz und Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth, Bevollmächtigte des Generalvikars des Bistums Mainz, auf die Rollen ein, die jede und jeder im eigenen Leben einnimmt – manchmal auch unfreiwillig. „Manche Rollen suchen wir uns selbst aus, aber es gibt auch Rollen, die uns von außen zugeschrieben werden“, so Tietz. „Gott kennt alle meine Rollen. Und Gott sagt: Mir gegenüber musst du keine Rolle spielen. Bei Gott ist die Zeit, du selbst zu sein.“ Tietz machte aber auch deutlich: „Ich hoffe, dass Gott manchen Rollen deutlich widerspricht.“

Rieth ergänzte: „Bei mir bleibt das Bild aus diesem Gottesdienst hängen, dass Gott der Regisseur ist. Aber nicht der, der uns von oben sagt, was wir spielen sollen.“ Vielmehr sei er ein Regisseur, „der uns begleitet und ermutigt. Einer, der uns kennt – und zum guten Leben befähigt. Und der Freude daran hat, wenn unser Leben mit all den Rollen, die wir darin ausfüllen müssen, gelingt.“

Zum Schluss luden die beiden ein, den Hessentag zu genießen, denn auch das habe seine Zeit: „Alles hat seine Zeit – heißt doch auch: fröhlich sein, essen und trinken hier auf dem Hessentag hat seine Zeit. Auch das ist eine Gabe Gottes.“

Pfarrer Carsten Tag für die Diakonie und Regina Freisberg für die Caritas übernahmen das Fürbittengebet. Der gesamte Gottesdienst wurde durch zwei Gebärdendolmetscher für die rund 30 anwesenden Gehörlosen in Gebärdensprache übersetzt. Den Fürbittenruf „Bitte, Gott, schau auf uns“ führte deshalb die ganze Gottesdienstgemeinde in Gebärdensprache aus. Dolmetscherin Kerstin Groß zeigte, wie es geht.

Die Kollekte des Gottesdienstes geht zur Hälfte an die ökumenische Telefonseelsorge und an ein inklusives Theaterprojekt in Wiesbaden. Ein großer Dank ging abschließend auch an alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die rund um den Gottesdienst und den Auftritt der Kirchen auf dem Hessentag im Einsatz sind.

Weitere Informationen zum Programm der evangelischen Kirchen auf dem Hessentag: www.quellenkirche.de