Sonntagswort: Beten? Um Gottes Willen!

Peter Hohmann, Prädikant aus Bruchenbrücken, schreibt einen Impuls über das Gebet.

Was ist das eigentlich: ein Gebet? Warum und wie sollten wir beten? Diese grundsätzlichen Fragen beschäftigen viele Menschen. Ganz allgemein gesprochen ist ein Gebet ein Akt der Kommunikation von Menschen mit dem Heiligen – im Christentum also in der Regel mit Gott; durch das Gebet möchten die Betenden eine Beziehung zu Gott herstellen. Auf die Frage, wie wir beten sollten, antwortet Jesus mit seinem Gleichnis von dem Pharisäer und dem Zöllner: Der Pharisäer stellt sich Gott gegenüber als der ideale Gläubige dar. Seine vermeintlichen Glaubensqualitäten und entsprechende Taten preist er an – wie in einem Bewerbungsgespräch. Der Zöllner hingegen sieht sich nur als Versager vor Gott. Daher bittet er in seiner Unvollkommenheit Gott um Vergebung für alle seine Sünden und um dessen Gnade und Barmherzigkeit. Die Selbstdarstellung, mit welcher der Pharisäer Gott entgegentritt, beeindruckt Jesus gar nicht. Im Gegenteil sieht er darin lediglich eine unangemessene Selbsterhöhung. Wiederum ist er von der schonungslosen Offenheit des Zöllners angetan, mit der dieser Gott um Hilfe bittet. So kommt Jesus als Quintessenz zu seinem Ausspruch: „Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden (der Pharisäer) und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden (der Zöllner).“ Beten bedeutet also Jesus zufolge, mit unserer Unvollkommenheit offen und ehrlich vor Gott zu treten. Wer zu Gott beten möchte, sieht sich folglich zunächst mit sich selbst konfrontiert. Die ehrliche Hinwendung zu Gott setzt eine aufrichtige Selbstbetrachtung voraus. So schenkt uns Gott im Gebet Trost und Halt.