Sonntagswort: Bücherwelten

veröffentlicht 18.10.2025, Evangelisches Dekanat Wetterau

Peter Hohmann, Prädikant aus Bruchenbrücken, schreibt einen Impuls zur Buchmesse.

Hand aufs Herz: Wann haben Sie zuletzt ein Buch gelesen?

Oft bedauern wir, dass der Alltag uns nicht so viel Zeit zum Lesen schenkt, wie wir es gerne möchten.

In dieser zu Ende gehenden Woche füllt die Frankfurter Buchmesse Hallen und Herzen — ein Fest der Worte, der Geschichten, der Fragen. Zwischen Neuerscheinungen und Messeständen liegt eine leise Einladung: Lesen ist mehr als Konsum; es ist zugleich eine innere Reise und ein Ankommen. Doch: Es ist für jede und jeden von uns ein wenig anders. Für mich sind zum Beispiel die vielen Geschichten aus der Bibel eine wertvolle Quelle, nicht nur für meinen christlichen Glauben. Für andere ist Lesen Zuflucht sowie Ablenkung; für wieder andere ein Handwerk des Denkens. All das kann sich im Alltag treffen: im Zug, auf dem Sofa, in Pausen, wenn das Handy schweigt und die Gedanken atmen dürfen.

Bücher bringen uns in Beziehung zu Menschen oder Charakteren, die wir nie treffen, und zu uns selbst. Ein Roman öffnet Perspektiven; ein Sachbuch schärft den Blick für die Welt; ein Buch mit Gebeten kann uns Worte geben, wenn wir sprachlos sind. Worte, weitergegeben wie Brot: geteilt, gebrochen, gesegnet. So entstehen Räume, in denen sich Glaube und Alltag nicht ausschließen, sondern einander nähren. Wer liest, übt das Hinhören auf Geschichten, die trösten, und auch das Wahrnehmen von Argumenten, die etwas ändern sollen. Wir schauen auf Abbildungen und Bilder, die uns herausfordern, aber auch erhellen können. Hierfür brauchen wir unsere jeweilige eigene Zeit, über die wir oft nicht so verfügen können.

Die Frankfurter Buchmesse erinnert uns, dass Bücher ein Angebot sein können: zur Begegnung, zur Umkehr, zur Freude, zum Glauben. Vielleicht ist es eine alte Ausgabe, ein Geschenk oder ein handgeschriebenes Tagebuch, das uns fasziniert, nicht nur in diesem einen Lesemoment.

Lesen ist kein Luxus; es ist eine bereichernde Praxis im menschlichen Sein. 

Lassen wir uns mit Büchern treiben und begeistern. Und machen wir diese Räume (wieder) auf, in denen Glaube und Alltag sich gegenseitig fördern.