Sonntagswort: Der Ball ist rund

Pfarrer Kaarlo Friedrich, Ev. Andreasgemeinde Büdesheim, schreibt einen Impuls zu Fußball-EM.

„11 Freunde müsst ihr sein.“ Dieser Satz stammt nicht von Jesus – da waren es ja auch 12. „Nach dem Spiel ist immer vor dem Spiel“, „Lebbe geht wieder“ und „Hass sollten wir als Wort komplett streichen“ – das sind keine Bibel-Verse, sondern Zitate von prominenten Fußball-Trainern. Fragt man echte Fans, ist Fußball mindestens so verbindlich wie Religion. „Glaube, Hoffnung, Liebe“ werden auch im Fußball gelegentlich bis zur Schmerzgrenze strapaziert. Eine Leidenschaft, die mitunter Leiden schafft - aber eben überwiegend Freude, Gemeinschaftsgefühl und Glückseligkeit. Es gibt viele Sachen, die der Fußball aus dem Christentum geliehen hat. "Messias" für den neuen Trainer, das "erlösende" Tor und ähnliches. Und dann die ganzen "Choräle", also Fangesänge, die "Liturgie" - das ist im Stadion schon wie ein moderner Gottesdienst. Oder "Miro-Klose-Fußballgott!" Schon vor 70 Jahren 1954 hörte man im Radio live aus Bern: „Schuss! – Abwehr von Turek! Turek, du bist ein Fußballgott! “ Und unsere Flanken-Götter Manni Kaltz, Rüdiger Abramczik, Reinhard „Stan“ Libuda bleiben ewig unvergessen. Ich glaube, dass Kirchgänger und Fußballfans dieselbe Sehnsucht haben. Nämlich die, dass wir etwas erleben, was uns berührt. Wir wollen Inspiration. Viele entscheiden sich aber statt der Kirche für das Stadion, weil sie dort ein sehr starkes Gemeinschaftsgefühl bekommen. Wird die Europa-Meisterschaft 2024 in Deutschland zu einem Stimmungswandel im Land führen? In vielerlei Hinsicht. Lasst uns alle unseren Teil dazu beitragen, gute Gastgeber zu sein, wie damals während des wunderbaren Sommermärchens 2006. Wetter gut, Spiele berauschend, Stimmung fantastisch. Darauf mag ich gerne vertrauen, lieben und hoffen. Denn der Ball ist rund und mit dem Film von David Kadel und Jürgen Klopp glaube ich fest daran: „Und vorne hilft der liebe Gott“. Gott sei Dank.