Sonntagswort: Friedenslicht

veröffentlicht 21.12.2025, Evangelisches Dekanat Wetterau

Pfarrerin Claudia Ginkel, Evangelische Friedensgemeinde Friedberg, schreibt einen Impuls zum 4. Advent.

Seit vielen Jahren bringen die Pfadfinder am 4. Advent das Friedenslicht aus Bethlehem in die Friedberger Stadtkirche. Viele Besucher kommen mit Laternen, um es zu sich nach Hause zu holen und dort an Weihnachten leuchten zu lassen. Eine schöne Tradition! Doch wie bereits im letzten Jahr wird auch diesmal das Friedenslicht nicht direkt aus der Geburtsgrotte Jesu kommen, sondern aus dem Ort Christkindl in Oberösterreich. Dort wird das Licht aufbewahrt. Die angespannte politische Lage im Nahen Osten ist der Grund dafür. Palästinenser in Bethlehem und im Westjordanland erleben fast täglich Übergriffe der israelischen Siedler, die sie attackieren, bedrohen, schikanieren, Häuser und Autos anzünden. Die Polizei schaut zu und greift nicht ein. Sie alle sind zermürbt vom Krieg und der empfundenen Ohnmacht. Frieden scheint in weiter Ferne. 

„Was soll denn da nun ein Friedenslicht aus Bethlehem?“, möchte man fragen. Nun, es ist ein kleines Zeichen des Widerstandes und der Hoffnung. Wo Frieden in weiter Ferne ist, gerade da brauchen wir die Worte und Bilder von Jesus Christus, die eine Welt beschreiben und aufzeigen, in der Versöhnung, Heil und Gerechtigkeit ihren Platz haben, wo keiner mehr Hunger leidet und Waffen nicht mehr nötig sind. Ja, dieser Friede ist Utopie. Aber diese brauchen wir! Wir brauchen Bilder von gelingender Gemeinschaft, in der nicht der Hass regiert, sondern die Liebe Raum gewinnt. Deshalb tut es gut, die vielen Weihnachtslieder von Heil und Frieden zu singen. Wenn sie uns verstören, weil unsere Wirklichkeit oft so anders ist, dann sind sie genau richtig! Denn nur wer sich stören lässt und etwas vermisst, ist offen für die Sehnsucht, die nach Veränderung sucht, ist offen für eine andere Welt. Möge das Friedenslicht aus Bethlehem deshalb an vielen Orten leuchten! Ihnen allen wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest.