Andreas Münster, Referent für Spiritualität im Bistum Mainz und Pastoralraumkoordinator Wetterau-Süd, findet in seinem Impuls interessante Parallelen zwischen Obstbäumen und dem eigenen Leben.
Mitte April war ich mal wieder bei der Kirschblütenwanderung in Ockstadt. Dort habe ich gelernt, dass ein Kirschbaum eigentlich aus zwei Bäumen besteht. Die Unterlage, d. h. die Wurzeln, die dafür verantwortlich sind, wie der gesamte Baum mit Nährstoffen und Wasser versorgt wird und auch bestimmt, wie schnell und hoch er wächst. Dagegen sind die Zweige und die Krone aus einer anderen Sorte, mit der die Unterlage veredelt wird und die dann über die Art der Früchte entscheidet.
Ich musste an mein Leben denken: Die Unterlage sind meine Prägungen, die mir z. B. von meinen Eltern und meinen Genen mitgegeben wurden. Hier kann ich nicht viel ändern. Aber ich kann diese Unterlage veredeln, man könnte auch sagen das Beste daraus machen. Durch eigene Entscheidungen dafür sorgen, dass mein Leben Früchte bringt.
Zwei Wochen später wurde in den katholischen Gottesdiensten das Evangelium gelesen, in dem Jesus mit dem Bildwort vom Weinstock und den Reben predigt. Jesus ist der Weinstock, die Gläubigen die Reben. Diese bringen nur Frucht, wenn sie mit dem Weinstock Jesus verbunden sind. Da musste ich schon wieder über mein Leben nachdenken. Denn mit diesem Vergleich wird der Blick auf mein Leben erst komplett. Wenn ich mit Gott verbunden bin, kann er meine Prägungen und meine Entscheidungen durchdringen. Durch den Glauben stehe ich also ganz anders in Saft und Kraft.
Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir in unserem Leben Frucht bringen und umgekehrt vielen Menschen begegnen, die für uns sozusagen „süße Kirschen“ sind.