Gott kann auch wütend sein. So erzählt es die Geschichte von Jona. Gott ist wütend über die Bosheit einer ganzen Stadt. Er schickt Jona nach Ninive, um deren Untergang anzukündigen. Jona glaubt nicht daran, dass Gott so etwas zulassen würde. Er will den Auftrag zuerst gar nicht ausführen und nimmt ein Schiff in die entgegengesetzte Richtung. Doch Gott braucht ihn. Nach einem Sturm landet Jona in der Tiefe des Ozeans im Bauch eines großen Fisches. Ausgerechnet hier kann Jona beten. Er lernt auf Gott zu hören und findet Kontakt zu seiner Seele.
Wieder ausgespuckt an Land macht Jona sich schließlich doch auf den Weg nach Ninive, um Gottes Botschaft auszurichten. Erstaunlicherweise wird seine Rede sofort gehört. Alle Leute ziehen besondere Bußkleidung an und fangen an zu fasten. Auch der König macht mit. Sogar die Rinder und Schafe bekommen weniger Futter. Am Ende sind alle glücklich. Der Untergang konnte verhindert werden. Auch Gott ist erleichtert. Nur Jona ist jetzt wütend und denkt sich: Hab ich‘s doch gewusst.
Auffällig an der Geschichte finde ich, dass Gott zwar viel bewirkt, doch die Menschen selbständig handeln müssen. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass Gott die Kriege, den Populismus, Armut, Einsamkeit und andere Bedrohungen unserer Welt nicht einfach beenden kann. Er braucht uns. Die Bewohner von Ninive machen es uns vor. Sie hören zu und gehen in sich. Und vor allem: Sie halten zusammen. So geht ihre Stadt nicht unter. Das feiern wir kommenden Mittwoch in der Kirche am Buß- und Bettag.