Pfarrerin Gabriele Dix, Palliativseelsorge im Ev. Dekanat Wetterau, schreibt einen Impuls zu Pfingsten.
Ein scheinbar unlösbares Problem tut sich auf: Eine Krankenschwester fühlt sich schuldig am Tod eines schwer kranken Patienten. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände konnte sich die zuständige Ärztin auf einen Hinweis hin nicht rechtzeitig kümmern. Der Patient starb.
Als Seelsorgerin führe ich ein langes Gespräch mit der Schwester. Das entlastet auch, aber sie fühlt sich weiterhin schuldig. Sie habe nicht hartnäckig genug auf die sofortige Versorgung des Mannes bestanden. Es braucht eine Veränderung der Blickrichtung, einen neuen Ansatz jenseits des Gespräches, einen frischen Wind, der neue Gedanken mit sich bringt.
Pfingsten steht vor der Tür, als das geschieht. Das kirchliche Fest der Veränderung, der Erleuchtung, der Chance für einen neuen Weg. Und zwar so, wie Gott die Veränderung will und zulässt: nicht planbar, nicht zu kontrollieren, kaum fassbar. Gottes Geistkraft weht wo sie will.
Der rettende Gedanke: Gemeinsam im Andachtsraum der Klinik, wir feiern ein kleines Ritual. In dessen Rahmen übergeben wir Gott das, was unlösbar schien. Die Krankenschwester kann ihr Schuldgefühl abgeben, sich dem Angebot Gottes überlassen. Sie lässt los, was sie bedrückt. Ihre Haltung ändert sich, sie wirkt aufrechter, die Anspannung fällt von ihr ab.
Gott, jetzt bist du dran.
Gottes Geist übernimmt, was wir nicht tragen können. Gottes Geist verändert unsere Blickrichtung. Die heilige Geistkraft lädt uns ein zu einem veränderten Verstehen, zu einem neuen Miteinander mit Gott und den Menschen. Und wir können in das Vertrauen hineinwachsen, dass es gelingt, das gemeinsame Leben, mit all dem, was wir als Fehler oder Leid mit uns herumtragen. Wir dürfen uns Gottes Geist überlassen.
Diesen veränderten Blick wünsche ich Ihnen von Herzen zum bevorstehenden Pfingstfest. Gottes Geistkraft weht wo sie will.