Kindergartenfest. Das Mädchen steht vor mir und hält mir das eben gepflückte Gänseblümchen hin. Ihr Gesicht strahlt vor Freude. Ich gehe vor ihr in die Hocke und bestätige, wie schön die Blume ist. „Für dich“, sagt sie. Ich nehme die Blume und stecke sie mir in ein Knopfloch: „Danke. Sie ist wirklich richtig schön und dass du sie mir schenkst… Da freue ich mich wirklich.“ Sie dreht sich um und springt davon.
Ach, gäbe es davon doch mehr in unserer Welt: Freude über kleine Dinge. Strahlende Gesichter. Zuwendung. Kleine Geschenke. Augenhöhe… Ein besonderer Moment. Wie oft schaffe ich selbst das in meinem Alltag nicht, dies Innehalten und sich ganz dem Moment hingeben, einer kleinen Freude, einem anderen Menschen. Immer wieder schaffe ich es nicht. Sehr schade.
Geht es Ihnen ähnlich? Im Trubel des Alltags mit seinen kleinen und manchmal auch großen Herausforderungen? Mit den Sorgen und ab und an auch echten Ängsten unseres Lebens? „Werdet wie die Kinder“ hat Jesus einmal gesagt. In diesem Moment stimmt es. Aber nein: Kinder sind auch nicht immer fröhlich und unbeschwert – und viel zu viele Kinder dieser Welt nie oder kaum jemals.
In diesem Moment aber möchte ich gerne lernen von dem Mädchen vor mir. Von seiner Freude am Gänseblümchen in ihrer Hand, von ihrer Zuwendung, von ihrem Strahlen. „Erziehung“ bedeutet unter anderem, dass Kinder von den Großen lernen. Ja, das ist für viele Situationen des Lebens wichtig. Ob wir das manchmal umdrehen sollten, dass Kinder uns erziehen zu mehr Leben im Hier und Jetzt, erziehen zu mehr Augenblicksfreude, erziehen zu mehr Freude am vermeintlich Kleinen? So möchte ich mich gerne erziehen lassen! „Werdet wie die Kinder“ – in diesem Sinne ganz sicher, denn Menschen mit einem Strahlen im Gesicht begegne ich immer viel lieber als anderen Menschen. Sie auch?
Herzliche Grüße zum Sommeranfang!