„Wie soll es weitergehen?“ Am Toten- und Ewigkeitssonntag versammeln sich viele Menschen in der Kirche und danach auf dem Friedhof. Die Namen der Verstorbenen des zurückliegenden Kirchenjahres werden verlesen. Für jede und jeden wird eine Kerze angezündet.
„Wie soll es weitergehen?“ fragen sich die Hinterbliebenen. „Kann ich dort wohnen bleiben, wo ich wohne?“ „Was mache ich mit der Zeit, in der ich nicht mehr für meine schwerkranke Frau gebraucht werde?“ oder „Kann ich noch weiter zu der Gruppe gehen, wo wir vorher als Paar hingegangen sind?“ Die Fragen setzen sich fort. Abgelenkt wird man von Alltagsdingen und vielen Gängen zu Behörden, weil auch der Tod seine Bürokratie fordert.
Das Herz fröstelt. Trauernde fühlen sich verletzlich. Was tröstet? Schöne Bilder von glücklichen Tagen. Sie sind wie ein Mantel, der sich wärmend um das Herz legt. „Weißt du noch, wieviel Spaß Mama beim letzten Urlaub an der See hatte und wie wir gelacht haben?“ Doch kurz darauf siegt wieder der Schmerz. „Wie soll es weitergehen?“
Da braucht es noch eine zweite Kategorie Bilder. Diese wärmen uns nicht mit der Vergangenheit, sondern mit der Zukunft. In der Offenbarung des Johannes heißt es: „Schaut, da kommt ein neuer Himmel und eine neue Erde von oben herab. Sie ist schön wie eine geschmückte Braut. Und Gott wohnt auf einmal in einer Hütte mitten in unserem Ort. Er wischt alle Tränen ab und es wird kein Leid mehr geben.“ Was für ein wunderbares Bild von der Zukunft.
Bis dahin leben wir in einem Wartestand: Wir wärmen unser fröstelndes Herz mit Bildern aus der Vergangenheit und mit Bildern aus der Zukunft. Wohin zieht uns die Spannung dazwischen: mehr in die Vergangenheit oder mehr in die Zukunft? Die Tage werden unterschiedlich sein. Mal werden wir mehr das eine und ein anderes Mal mehr das andere brauchen. Die Stimme Gottes ruft uns, damit unsere Tränen geheiligt werden und wir nicht in der Vergangenheit stecken bleiben.