Volkhard Guth (57) ist seit 2013 Dekan des Evangelischen Dekanats Wetterau. Zuvor war er zunächst Pfarrer der Martinsgemeinde Rüsselsheim und später zeitgleich Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung im Ev. Dekanat Rüsselsheim. 2024 hat er sein 25-jähriges Ordinationsjubiläum gefeiert.
In den vergangenen Jahren hat er im Dekanat tiefgreifende Veränderungen mitbegleitet. „Die vergangenen sechs Jahre waren die anstrengendsten im Dekane-Amt wie auch in der Existenz des Dekanats Wetterau“, so Guth. Das Zusammenfinden der Gemeinden in Nachbarschaftsräumen, Entscheidungen zur Zukunft der Gebäude, Sollstellenplanung und inhaltliche Neuausrichtungen – „das war und ist mitunter sehr emotional. Vom Dekan wird erwartet, dass er die Emotionen ernst nimmt und gleichzeitig versachlicht sowie dafür Sorge trägt, dass die Prozessschritte in ihrem zeitlichen Ablauf eingehalten werden.“
Veränderung als Chance
Gleichzeitig sieht er in diesen Veränderungen viele Chancen: „Wir befinden uns im Moment kirchlich in einer sehr unsicheren Phase, die aber ein hohes Maß an Chancen und Potenzialen für Veränderung bietet. Als Dekan und als Dekanatssynodalvorstand (DSV) ist es meine bzw. unsere Aufgabe, dazu beizutragen, dass Gemeinden und Nachbarschaftsräume die Möglichkeit bekommen, diese Chancen aufzunehmen und sie zu gestalten.“
Besonders viel Freude am Dekane-Job macht ihm die Abwechslung: „Keiner meiner Tage ist wie der andere. Außerdem begegne ich vielen unterschiedlichen Menschen – innerhalb wie außerhalb von Kirche.“
Innovation in der Corona-Pandemie
Beim Rückblick auf die vergangene Amtszeit kommt das Gespräch auch auf die Corona-Pandemie. „Diese war für unsere Kindertagesstätten extrem anstrengend“, so Guth. „Im Rückblick würden wir heute sicherlich auch manches anders machen oder zumindest kritischer hinterfragen. Gleichzeitig hat mich das Engagement der haupt- und Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden und die vielen neuen Ideen begeistert. Ich habe selten ein so starkes Zusammengehörigkeitsgefühl gespürt. Da haben wir schon einen Vorgeschmack darauf bekommen, was Innovation bedeuten kann.“
Kirchenvorstandswahl 2027 im Blick
Ab 2026 werden alle Nachbarschaftsräume ihre neuen Rechtsformen gefunden haben. Dann gilt es, die Kirchenvorstandswahlen für 2027 vorzubereiten. „Das Dekanat ist schon weit. Die Leute können dann sehen, für was sie sich zur Wahl stellen und für was sie sich engagieren werden. Es ist gut und nur fair, wenn alle Kandidierenden wissen, wie die Kirche in ihrem Ort und in ihrer Nachbarschaft künftig aussehen soll. Das hat ja zum einen rechtliche Aspekte und zum anderen inhaltliche Gründe.“
Neues erproben
Die Transformation gebe zudem die Möglichkeit, neu nach Inhalten zu fragen. „Da wird sich in den kommenden Jahren jeder Nachbarschaftsraum nach seinen Möglichkeiten und Ideen anders aufstellen können. Wir werden Schwerpunktsetzungen erleben. Und zugleich hoffentlich einen über alle Nachbarschaften hinweg reichenden Willen, neue Dinge zu erproben. In jedem Fall werden dem spannende und inhaltsreiche Prozesse vorausgehen. Und das hilft uns auch, dass wir uns selbst unseres Glaubens neu vergewissern. Darauf freue ich mich riesig.“
Für alle Nachbarschaftsräume wünscht sich Dekan Guth „eine klare Haltung zu jeder Form von Menschenverachtung, Rassismus und Intoleranz. Zum Stichwort Klimaveränderungen ein erkennbares Engagement zur Bewahrung der Schöpfung. Und angesichts der Debatten um Fremde und Migration, dass unsere Gemeinden inklusionssensible Orte sind.“
In die kommende Amtszeit, die offiziell am 1. Oktober beginnt, geht er voller Zuversicht und Neugier: „Kirche darf hoffen, weil sie von der Verheißung Jesu her denkt und lebt. Und Hoffnung brauchen wir mehr denn je in der Welt.“
Weitere Inhalte der Synode:
Im Gottesdienst vor der Synode wurde Diana Schäfer als Dekanatsjugendreferentin eingeführt und für ihren Dienst gesegnet. Seit Jahresanfang verstärkt sie das Jugendbüro im Dekanat. Außerdem wurde das auf der letzten Synode ausgefallene inhaltliche Schwerpunktthema nachgeholt: „Und jetzt? Die Konsequenzen aus der 6. irchenmitgliedschaftsuntersuchung“. Dazu hat Dr. Daniel Hörsch, Sozialwissenschaftlicher Referent bei midi, der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung, aus Berlin, einen Impulsvortrag gehalten.