Die Kirchenpräsidentin ordnete die Jahreslosung aus dem Buch der Offenbarung (21,5) zunächst in den Kontext ein: Es ist das vorletzte Kapitel der Bibel, verfasst von Johannes. Es sind starke Worte. Eine Vision der Zukunft. Gott wird ganz nah bei den Menschen sein. Diese Nähe wird das Leben der Menschen neu machen. Gott wird die Tränen abwischen und es wird keine neuen Tränen geben.
Zunächst betonte Tietz: „Es ist Gott und nicht wir, der neu macht.“ Die Aussicht auf diese Zukunft wirke in die Gegenwart hinein und schenke Hoffnung. „Wir können anders leben, wenn wir von diesen Worten her leben.“
Doch was ist Hoffnung? Der atheistische Philosoph Ernst Bloch versteht Hoffnung als menschliche Fähigkeit zur Veränderung, die durch den Tod begrenzt ist. Für den Theologen Jürgen Moltmann ist die christliche Hoffnung in der Auferweckung Jesu Christi begründet, in der Überwindung des Todes und der damit verbundenen Hoffnung auf die Auferweckung aller Menschen. „Sie ist ein Zeichen des Protests Gottes gegen das Leid. Das Böse hat nicht das letzte Wort.“
Für die Kirche bedeute das: „Wir müssen im Vertrauen auf Gott das Hoffen wieder lernen.“ Anpacken und Handeln sei wichtig, um etwas zu verändern. Doch unser Tun müsse davon getragen sein, dass Gott es stärkt und unterstützt und daraus das machen wird, was in seinen Augen gut ist. „Gott hat unsere Hände, aber er hat nicht nur unsere Hände. Gott handelt auch selbst.“
„Auf Gott zu hoffen und dies neu zu lernen, heißt sich immer wieder darauf zu besinnen, dass wir nicht alleine den gegenwärtigen Herausforderungen gegenüberstehen, sondern dass es letztlich Gott ist, der seine Welt und seine Kirche erhält.“
Tietz betonte außerdem: „Neu ist nicht automatisch gut. Wir müssen genau überlegen, wo etwas neu wird, sodass es auch wirklich besser wird.“
Im Kern ihrer Existenz sind Christen auf die Geschichte Gottes mit dem Volk Israel und die Auferstehung Jesu Christi bezogen. Die Botschaft des Evangeliums gründet in Erfahrung der Menschen damals. „Dieses Alte, das heute noch trägt, immer wieder neu zum Sprechen zu bringen, ist die Aufgabe, vor der wir stehen.“
Tietz benannte fünf Lebensadern der Kirche, die auch in Zeiten des Umbruchs unverzichtbar bleiben: die Liturgie (als Gebet und Gottesdienst), das Zeugnis (als die öffentliche Bezeugung des Evangeliums), die Diakonie (in der das Beste für die Welt gesucht wird), die Bildung und Seelsorge (die Menschen in ihrer Identität und auf ihrem Lebensweg unterstützt) und die Gemeinschaft (in der sich die Gemeinschaft mit Gott in der Gemeinschaft aller Menschen und Geschöpfe zeigt).
Die Jahreslosung, die zugleich Jahresthema 2026 des Dekanats sein wird, sei Motivation und Hoffnungsquelle. „Gott wird uns helfen, in einer Transformation der kleinen Schritte weiterzukommen; mit Augenmaß zu prüfen, wie etwas neu und was anders werden muss.“
Nach dem Impuls tauschten sich die Synodalen anhand von fünf Fragen in Kleingruppen angeregt über das Gehört aus.
Weitere Inhalte der Synode:
In seinem Bericht blickte Dekan Volkhard Guth unter anderem auf die zahlreichen Veranstaltungen des ersten Halbjahres 2025 zurück, darunter der Hessentag in Bad Vilbel, der Umzug des Dekanats ins Haus Friedberg und dessen Einweihung sowie der Jahresempfang der beiden Dekanate in Florstadt. Darüber hinaus berichtete er aus den verschiedenen Arbeitsfeldern des Dekanats und über die Personalsituation. Er konnte zudem ankündigen, dass alle sieben Nachbarschaftsräume des Dekanats ihre Rechtsform gefunden haben, die zum 1. Januar 2026 in Kraft tritt. Künftig gibt es somit drei fusionierte Gemeinden (Friedensgemeinde Friedberg, Kirchengemeinde Karben und Auferstehungsgemeinde Bad Vilbel), drei Gesamtkirchengemeinden (Nördliche Wetterau, Bad Nauheim und Ober-Mörlen sowie Mittlere Wetterau) und eine Arbeitsgemeinschaft (Südliche Wetterau) im Dekanat.
Außerdem wurde der Haushaltsplanentwurf für die Jahre 2026 und 2027 beschlossen, der erste Doppelhaushalt des Dekanats. Hintergrund sind neue gesetzliche Vorgaben der Landessynode, die eine Arbeitszeitersparnis und mehr Planungssicherheit bieten sollen.
Die Synode begann am Morgen mit einem Gottesdienst in der Friedberger Stadtkirche, in dem Dorothee Schätzle als neue Koordinatorin der Evangelischen Familienbildung Wetterau eingeführt und für ihren Dienst gesegnet wurde. Außerdem erhielt Prädikant Gerhard Schwalm eine Ehrung für zehn Jahre Dienst in der ehrenamtlichen Verkündigung. Dekan Guth würdigte zudem die Hörpredigten, die Schwalm jeden Monat für das Dekanat einspricht. Thema des Gottesdienstes war ebenfalls die Jahreslosung. Dabei kamen auch Synodale zu Wort, die ihre Gedanken dazu äußerten, was der Bibelvers für sie bedeutet. Die Kollekte war für die indische Partnerdiözese des Dekanats bestimmt, die von den heftigen Fluten schwer getroffen wurde. Das Geld soll den Wiederaufbau unterstützen.