Seit Jahren steigt der Bedarf an Familien, die Kindern in Notsituationen oder auch langfristig ein sicheres Zuhause bieten. Die Anzahl der Inobhutnahmen durch die Jugendämter ist in den letzten zwei Jahren nochmals drastisch angestiegen und es fehlt an Plätzen in der Bereitschaftspflege. Dort sollen Kinder, die unter 10 Jahre alt sind – und damit zu jung für die meisten Einrichtungen - für den Zeitraum der Perspektivklärung einen Schutzraum und einen familiären Rahmen finden. Auch die Vermittlung in Vollzeitpflegefamilien stagniert zunehmend, da die Anzahl der Anfragen das Angebot an Plätzen in den Pflegefamilien übersteigt. Das gleiche gilt für Erziehungsstellen, also Familien bei denen ein Elternteil eine pädagogische Ausbildung aufweisen kann.
Luisa Schmidt (Name geändert) wurde im Alter von 13 Monaten in einer Pflegefamilie aufgenommen. Heute ist sie 25 Jahre alt und führt ein Leben wie jede andere junge Erwachsene auch – dank ihrer Pflegeeltern. Luisa hat sich im Elternhaus einen eigenen Bereich eingerichtet. Sie macht eine Ausbildung, verbringt viel Zeit mit ihren Hunden, spielt gerne Fußball und engagiert sich in ihrem Wohnort. Ihre Pflegeeltern haben sie und ihren Bruder, der später ebenfalls in die Familie kam, inzwischen adoptiert.
„Dass ich als Pflegekind aufgenommen und dann adoptiert wurde, bedeutet mir sehr viel“, sagt Luisa. „Es hat mir ermöglicht, beschützt und behütet aufzuwachsen, in einer intakten Familie. So wie es sich jedes Kind wünscht.“ Luisa hat noch weitere Geschwister, die ebenfalls bei Pflegeeltern aufwachsen. Die Familien kennen sich und treffen sich regelmäßig, machen gemeinsam Urlaub.
Luisa und vor allem ihre Eltern haben sich in den vergangenen Jahren intensiv für die Rechte von Pflegekindern eingesetzt. Sie sind dafür sogar vor Gericht gezogen. Sie wollen es zukünftigen Pflegeeltern und –kindern leichter machen. „Die rechtliche und gesetzliche Lage hat sich inzwischen verbessert. Als wir Luisa zu uns genommen haben, stand vieles noch am Anfang“, sagt Luisas Vater. Fachlich begleitet und unterstützt wurde die Familie durch Mitarbeiter des Jugendamts und des zuständigen Trägers. „Dort gab es immer einen Ansprechpartner für uns“, so der Pflegevater. Außerdem werden die Pflegekinder nach ihren Bedürfnissen speziell gefördert. So konnte Luisa Logo- und Ergotherapie in Anspruch nehmen. Über die Entwicklung des kleinen Mädchens freuten sich die Pflegeeltern sehr. „Sie hat alle Hilfe gut angenommen und sich von Tag zu Tag mehr entwickelt“, sagt der Papa stolz. Diese Freude mache alle Anstrengung wett.
Luisa und ihre Eltern wünschen sich, dass weitere Menschen den Mut haben, sich als Pflegeeltern zu engagieren. „Wer ein Kind bei sich aufnimmt, ermöglicht ihm ein neues Leben, eine neue Zukunft. Meine Familie hat mir ein neues, liebevolles Zuhause geschenkt, in dem ich in Sicherheit und Geborgenheit aufwachsen und mich zu der Person entwickeln konnte, die ich heute bin.“
Alle Interessierten, die sich vorstellen könnten selbst einmal Pflegeeltern zu werden, sind herzlich eingeladen zu einer unverbindlichen Online-Informationsveranstaltung per Zoom am Donnerstag, 16. Januar ab 19 Uhr. In der Online-Veranstaltung, die das Evangelische Dekanat Wetterau gemeinsam mit dem Projekt PETRA anbietet, möchten wir Sie gerne darüber informieren, was es bedeutet Pflegefamilie zu sein und welche Schritte notwendig sind, um Pflegefamilie zu werden. Es ist keine Anmeldung nötig und Interessierte können unverbindlich teilnehmen und Fragen stellen, die von Fachleuten beantwortet werden. Wir freuen uns über jeden einzelnen Teilnehmer.
Die Zugangsdaten zur Online-Veranstaltungen finden Sie hier