Die Akustik ist die halbe Intonation: Intonateur Andreas Saage bereitet den Orgelneubau in der Dankeskirche vor. Er vermisst die Pfeifen, die erhalten bleiben sollen.
Die neue Orgel in der Bad Nauheimer Dankeskirche soll im Herbst 2024 erklingen. Bei der beauftragten Orgelbaufirma Klais in Bonn und in der Kirchengemeinde heißt es schon jetzt zu koordinieren, denn die Gewerke greifen ineinander. Als einer der Ersten war Intonateur Andreas Saage in der Kirche. Er ist auch der Letzte, der die Kirche vor der Einweihung verlässt.
"Pfeifen, die erhalten bleiben, müssen exakt vermessen werden. Nach diesen Angaben richtet sich letztendlich der Bau aller neuen Pfeifen."
Andreas Saage ist ein weitgereister und sehr erfahrener Intonateur. Er ist auch Orgelbauer und Organist, kann also die Gesamtzusammenhänge einordnen und mit den örtlichen Fachleuten auf Augenhöhe diskutieren. In der Dankeskirche war er bereits im Frühjahr 2020. „Die ersten Gespräche finden immer ganz zu Anfang mit dem Organisten und dem Orgelsachverständigen statt, um die klanglichen Eigenschaften des neuen Instrumentes zu diskutieren“, erklärt er. Sobald die Disposition der neuen Orgel feststeht, geht es an die Maßarbeit.
Mit Schieblehre, Maßband und Zollstock begibt sich sein Kollege, Orgelbauer Hendrik Seebald, ganz nach oben, dorthin, wo die dickste und längste Pfeife aufragt. „Pfeifen, die erhalten bleiben, müssen exakt vermessen werden. Nach diesen Angaben richtet sich letztendlich der Bau aller neuen Pfeifen. Kleinste Abweichungen verursachen Mehrarbeit und Kosten“, sagt er. In der Dankeskirche sollen rund 500 der Pfeifen aus der Ursprungsorgel von 1906 wiederverwendet werden.
Begeistert ist Saage von der ausnehmend guten Akustik in der Dankeskirche. „Räume mit so hervorragenden Eigenschaften, findet man als Orgelbauer ganz selten. Ein alter Orgelbauerspruch lautet: Die Akustik ist die halbe Intonation“, sagt er und erklärt, was ein Intonateur eigentlich macht.
2000 Arbeitsstunden für die richtige Intonation
„Durch die Bestimmung des Pfeifenmundes und dem dazugehörigen Windbedarf der Pfeife werden die wesentlichen Parameter festgelegt. Da das Orgelmetall weich ist, können wir durch Weiten oder Verengen der Windbahn die Lautstärke und die Ansprache der Pfeife steuern. Dazu gibt es weitere Manipulationsmöglichkeiten am sogenannten Kern, an dem das Windband vorbei strömt. Hier können wir jeden Teilton sowie die Ansprache-Charakteristik beeinflussen.“ Bei rund 2500 Pfeifen dauert das nach dem Einbau der Orgel etwa 2000 Stunden. Damit haucht der Intonateur dem Instrument seine Seele ein.
Klais arbeitet weltweit. Auch in Deutschland hat er Renommierprojekte gebaut wie die Orgel in der Elbphilharmonie oder eine anspruchsvolle Rekonstruktion in der Breslauer Elisabeth-Kirche. Somit konnte Saage viel Erfahrung sammeln. „Das Eintauchen in die Fertigungsweisen vergangener Zeiten und in die klanglichen Intensionen geben wesentliche Impulse für künftige Projekte“, betont er. Für Bad Nauheim ist das ein ganz besonderer Pluspunkt.
Bis die notwendige Spendensumme von rund 870.000 Euro erreicht ist, fehlen aktuell noch etwa 210.000 Euro. Unter <link http: www.orgel-dankeskirche.de>www.orgel-dankeskirche.de erfährt man alles zu Pfeifenpatenschaften und Baufortschritt. Wer den Bau der „Klangquelle im Herzen Bad Nauheims“ unterstützen möchte, kann das unter dem Stichwort „Orgel Dankeskirche“ an die Ev. Kirchengemeinde tun über diese Konten:
Sparkasse Oberhessen IBAN: DE09 5185 0079 0030 0016 21 oder
Volksbank Mittelhessen IBAN: DE83 5139 0000 0089 3284 03
Text und Fotos: Hanna v. Prosch