Vortrags- und Begegnungsabend zum jüdischen Chanukka-Fest in Nieder-Weisel

Hortien

Das jüdische Lichterfest „Chanukka“ fällt, genau wie das christliche Weihnachtsfest – in die dunkle Jahreszeit. Doch warum wird das achttägige Lichterfest gefeiert, wo hat es seine historischen Wurzeln und welche Bräuche gibt es? Das erzählte die jüdische Kantorin Leah Frey-Rabine bei einem Vortrags- und Begegnungsabend im Geistlichen Zentrum Nieder-Weisel.

Beginnend mit dem 25. Tag des Monats „Kislew“ wird in diesem Jahr vom 25. Dezember bis zum 1. Januar das achttägige Lichterfest Chanukka gefeiert. Jeden Tag wird eine Kerze an der Chanukkia, einem besonderen Leuchter, angezündet. Dazu werden Gebete gesprochen und Lieder gesungen. Um mehr über dieses Fest, seine historischen Wurzeln und die heutigen Bräuche zu erfahren, hatten das Geistliche Zentrum Nieder-Weisel und das Evangelische Dekanat Wetterau Chasan Leah Frey-Rabine (jüdische Kantorin) eingeladen.

Pfarrer Johannes Misterek (Nieder-Weisel) betonte in seiner Begrüßung: „Es ist unser Auftrag, als jüdische und christliche Geschwisterreligionen miteinander unterwegs zu sein und mehr voneinander zu erfahren.“ Pfarrer Siegfried Nickel (Referent für Ökumene und Dialog im Dekanat) ergänzte, wie wichtig es sei, einander zuzuhören und ins Gespräch zu kommen, um Verständnis zu schaffen.

Mit viel Charme und großer Sachkenntnis erläuterte Leah Frey-Rabine die Hintergründe des Chanukka-Festes, die auf verschiedene Ereignisse in der Geschichte des jüdischen Volkes zurückgehen. Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung („Chanukka“) des Tempels in Jerusalem vor mehr als 2000 Jahren, nachdem er für mehrere Jahre unter hellenistischer Fremdherrschaft gestanden hatte. Die Besatzer machten jüdischen Gläubigen das Leben schwer und verboten ihnen sogar die Ausübung der Religion. Doch schließlich besiegten die jüdischen Kämpfer, die Makkabäer, die seleukidischen Unterdrücker.

Die Menora, der siebenarmige Leuchter im Tempel, sollte nie erlöschen. Doch fast das gesamte koschere Öl war von den griechischen Besatzern vernichtet worden. Nur ein Krug war übrig geblieben, der erfahrungsgemäß nur für einen Tag reichte. „Doch wie durch ein Wunder hielt das Öl acht Tage. So lange, bis neues hergestellt wurde“, erklärte Leah Frey-Rabine. „So wurde die Kriegserfahrung zum Ölwunder.“ Die Erinnerungen an den innerjüdischen Konflikt und die Krieger sollten schnell in Vergessenheit geraten.

Die acht Kerzen, die nach bestimmten Geboten entzündet werden, erinnern noch heute an das Wunder. Doch der Brauch entwickle sich weiter, erklärte Leah Frey-Rabine. Inzwischen gebe es große, öffentliche Chanukka-Leuchter, die unter Anteilnahme der Öffentlichkeit entzündet würden. Auch esse man heute andere Speisen als damals.

Doch die Botschaft bleibe: „Der Makkabäeraufstand war der erste Krieg für religiöse Freiheit. Chanukka erinnert an den Sieg des Lichts über die Dunkelheit, an den Sieg der Gerechtigkeit. Es ist immer möglich, die Dunkelheit mit dem Licht der Hoffnung zu durchbrechen. Es ist an uns, dieses Licht weiterzutragen.“ Diese Botschaft gelte für Juden und Christen gleichermaßen.

Im Anschluss ließen sich die Besucherinnen und Besucher Sufganyot schmecken, ein Kreppel-ähnliches Gebäck aus Hefeteig, in Öl gebraten, welches heute traditionell zu Chanukka gegessen wird. Viele nutzten die Gelegenheit um Miteinander und mit der Referentin ins Gespräch zu kommen.


Die Einblicke in das jüdische Leben und die jüdischen Traditionen werden am 6. März im Geistlichen Zentrum fortgesetzt, wenn es um das variantenreiche Buch Esther geht, welches das jüdische Purim-Fest begründet. Auch zu diesem Thema wird Chasan Leah Frey-Rabine zu Gast sein. Fortgesetzt wird die Reihe mit einem jüdisch-christlichen Rundgang in Nieder-Weisel am 25. Mai. Am 6. November referiert die jüdische Kantorin schließlich zum Thema „Wer war Jesus – aus jüdischer Sicht?“. Alle Informationen