Indienpartnerschaft

mit der Diözese Amritsar in Nordindien

Partnerschaft seit über 30 Jahren - warum?

Die Partnerschaft der Diözese Amritsar der Church of North India (CNI) mit der EKHN bzw. der Propstei Oberhessen, getragen von den Dekanaten Wetterau und Gießen, ist vor über 30 Jahren entstanden. Seit 1986 besteht eine offizielle Direktpartnerschaft. Ca. 57.000 Christ*innen verteilen sich in der Diözese auf 300 Gemeinden in drei Bundesstaaten im Norden Indiens (Himachal Pradesh, Jammu & Kaschmir, Punjab), die religiös, kulturell und sprachlich unterschiedlich geprägt sind. Sie begegnen in der Wetterau 81.000 Christ*innen, die auf 61 Gemeinden verteilt sind und in Gießen 57.000 auf 29 Gemeinden.

Global zu denken ist heute selbstverständlich

Weder konfessionelle und religiöse, noch nationale oder regionale Grenzen müssen im 21. Jahrhundert ein Hindernis für ein Miteinander und die Bemühungen um Verständigung sein. 1948 wurde der Ökumenische Rat der Kirchen gegründet, es gibt zahlreiche weitere ökumenische Zusammenschlüsse auf europäischer und internationaler Ebene. In der EKHN gibt es zahlreiche Partnerschaften. Die weltweite Kommunikation, die Politik und der Handel haben in den letzten Jahren, nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie, vor allem aber durch das Internet und die neuen sozialen Medien eine neue Dimension erreicht – mit allen Vor- und Nachteilen. Hier sind wir als Kirche herausgefordert, sie in die Diskurse einzubringen, aus ihrer Perspektive Themen wie Frieden, Gerechtigkeit und Schöpfungsbewahrung anzusprechen (ecumenical pilgramage for justice and peace).

Das Zusammensein der Völker, Nationen, Religionen und Konfessionen in der einen Welt lebt von der konkreten Begegnung, von gegenseitiger Wahrnehmung und Unterstützung. Deshalb ist für uns die Partnerschaftsarbeit ein wesentlicher Baustein für das globale Miteinander insgesamt.

Partnerschaft ist ein öffnender und öffentlicher Prozess

Die Partnerschaft ist ein Prozess, der die unterschiedlichen Standpunkte des gemeinsamen Glaubens an Gott und seinen Sohn Jesus Christus zur Sprache bringt. Es geht uns um spirituelle Erfahrungen im Miteinander. Es ist ein wechselseitiges Begegnungsgeschehen auf Augenhöhe, das uns dazu führen soll, eigene Grenzen zu überwinden, Augen zu öffnen, Anliegen der Partner zu verstehen und voneinander zu lernen.

Als einzelne Interessierte, Gemeinden und Gruppen (z.B. Pfarrer*innen, Jugendliche, Junge Erwachsene, Bibelkreise, Eine-Welt-Gruppen, Kirchenvorsteher*innen, Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, Multiplikatoren aus Indien wie aus Deutschland, Teilnehmer*innen an Freiwilligendiensten) können wir durch die Partnerschaftsarbeit lernen und Erfahrungen sammeln (u.a. durch spirituellen Austausch, gemeinsame Bibellektüre, durch konkrete Teilhabe am Alltag, an der Kultur und an der religiösen Praxis), die ihrerseits Impulse geben für unseren eigenen Glauben und die Arbeit in Kirche und Gemeinde bei sich. Persönliches Erleben und die damit verbundene Erfahrung von Fremdheit/Anderssein, gemeinsam vorbereitete Gottesdienste und Bibelarbeiten oder konkrete Projektbeteiligungen sind wichtige Bausteine unserer Begegnung.

Dass wir Problemlagen wie Ungerechtigkeiten, von Unfrieden und deren Ursachen benennen können, sind die positiven Auswirkungen eines solchen Prozesses. Diese Erfahrungen dann in die eigene Gesellschaft hineinzutragen ist theologisch gesprochen ein Aspekt „Öffentlicher Theologie“ in universeller Perspektive.

Newsletter der Diözese

Pfarrer Siegfried Nickel hat den aktuellen Newsletter der Diözese ins Deutsche übersetzt.

Hier können Sie ihn lesen


Konkrete Projekte und Lernfelder Indien hat eine durch und durch religiöse Gesellschaft. Der Anteil der Christen in Indien liegt bei ca. 2%, der regional sehr unterschiedlich verteilt ist. In weiten Teilen der Diözese sind Christen eine Minderheit von unter 1% (Himachal Pradesch: ca. 1%, Jammu & Kaschmir: 0,2%, Punjab: 7,5%). Aber 98% der Mitglieder sind kastenlose Dalits, die der untersten sozialen Schicht angehören. Zum Ansatz einer „ganzheitlichen Mission“, wie ihn die Diözese Amritsar vertritt und die Partner in Deutschland unterstützen, gehört die lebensbezogene Verkündigung und das konkrete Praktizieren des Evangeliums, die öffentliche Kommunikation des Glaubens in allen Medien. Das Ziel ist, Friede, Gerechtigkeit und Naturbewahrung zu stärken. Das geschieht in Indien durch Bildung in den Schulen der Diözese, durch Gesundheits- und Hygieneprojekte, durch Menschenrechtsaktivitäten für Dalits und besonders für Dalitfrauen, durch eine interreligiöse Arbeit, durch Freiwilligendienste und den Austausch von Fachkräften. Der Austausch von Know-How in Bezug auf Fragen einer ökologischen Landwirtschaft durch den gegenseitigen Besuch von Multiplikatoren aus beiden Kirchen kann einen Prozess der Nachhaltigkeit in Gang setzen. Die Sprachfähigkeit in Angelegenheiten des Glaubens zu entwickeln und in ethischen bzw. gesellschaftlichen Fragen zu stärken, ist ein wichtiges Ziel. Die Kirche in Nordindien will als gesellschaftlicher Akteur den Frieden und den Zusammenhalt fördern. Damit ist sie gleichzeitig Impulsgeberin für die Partnerkirchen. In diese auf Nachhaltigkeit angelegten Projekte sind wir als Partner auf deutscher Seite inhaltlich und finanziell eingebunden.  Das globale Zusammenwirken der verschiedenen Partnerkirchen der CNI ist ein wichtiges Ziel. Mögliche Strategien für eine Zusammenarbeit sind die Entwicklung gemeinsamer Themen wie: Kirche und Religion in Politik und Gesellschaft, Bekenntnis und biblisches Zeugnis, Öffentliche Theologie, Gerechtigkeit vor Ort und weltweit/Bildung eines Common Basket, Interreligiöser Dialog, Ökumenischer Pilgerweg, kirchliche Ämter und Diakonie, Menschenrechte und Inklusion, etc.

Kontakt

privat

Pfarrer Siegfried Nickel

Referent für Ökumene und Dialog

Diözese auf Facebook

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