Dekanat Wetterau

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Wetterau zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

          AngeboteÜbersicht
          Menümobile menu

          Kunst & Kurioses

          10 Gebote und 10 Plagen in der Friedberger Stadtkirche

          HortienDie Zehn-Gebote-Tafeln in der Friedberger Stadtkirche kombinieren die Zehn Gebote mit den zehn ägyptischen Plagen.

          „Du sollst nicht töten“ lautet eines der Zehn Gebote, die Gott nach biblischer Überlieferung dem Propheten Mose auf dem Berg Sinai übergeben hat. So ist es im Alten Testament der Bibel überliefert. In der Friedberger Stadtkirche gibt es eine einzigartige Darstellung dieser Texte: Sie kombiniert die Zehn Gebote mit den zehn ägyptischen Plagen.

          Bildergalerie

          Die beiden Tafeln befinden sich an der Außenseite des südlichen Chorgestühls. Wer durch das Brautportal die Kirche betritt, blickt direkt darauf. Die Tafeln stammen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

          Jeweils am linken Bildrand zu sehen ist Mose mit den Gesetzestafeln. Rechts neben ihm eine Szene, in der das Gebot übertreten wird, darunter eine der Plagen. Spruchzeilen erläutern die Gebote und Plagen. „Die Zusammenführung ist vor allem als pädagogisches Mittel zu verstehen: ‚Sieh nur, das kann Dir passieren, wenn Du Dich nicht an die Gebote hältst!‘“, sagt Pfarrerin Claudia Ginkel

          Eine ähnliche Darstellung findet sich nur in einer anderen Kirche in Deutschland: Der Stadtpfarrkirche St. Georg im bayrischen Dinkelsbühl.

          Zehn-Gebote-Tafeln: Verknüpfung theologisch nicht angemessen

          Ginkel hält die Verknüpfung von Geboten und Plagen in den Bildtafeln theologisch betrachtet allerdings für nicht angemessen. „In der biblischen Denk- und Lebenswelt spielt der sogenannte ‚Tun- und Ergehenszusammenhang‘ eine große Rolle. Zugleich wird er aber auch immer wieder in Frage gestellt. So zum Beispiel im Buch Hiob. Hiob erfährt größtes Leid. Seine Freunde beharren darauf, dass dieses Leid damit zu tun hat, dass er gesündigt haben muss. Hiob weist das entschieden zurück.“ Im Johannesevangelium wird erzählt, dass Jesus einmal einem blinden Mann begegnete. Seine Gegner fragen ihn, ob die Blindheit auf die Sünde der Eltern oder auf die Sünde des Mannes selbst zurückzuführen sei. Weder noch! antwortet Jesus ihnen. Und damit seine Krankheit nicht weiteren Anlass für Schuldspekulationen bietet, heilt Jesus ihn kurzerhand und macht ihn zu einem sehenden Menschen.

          „Die Plagen sind ja zum Teil sehr heftig, insbesondere die 10.Plage, die Tötung der Erstgeburt“, sagt Ginkel. „Wer diese mit der Übertretung eines Gebotes in Beziehung setzt, spielt mit der (Todes-)angst des Menschen. Das ist verantwortungslos. Leider hat die Kirche im Mittelalter diesbezüglich oft ihre Macht missbraucht und viele Menschen eingeschüchtert und bei Nichteinhaltung der Gebote mit Höllenstrafen gedroht. Doch Martin Luther hat dieses Unwesen offengelegt und Schluss mit dieser gnadenlosen Praxis gemacht!“

          Zehn Gebote heute hochaktuell

          Aber sind die 10 Gebote auch heute noch aktuell? „Selbstverständlich“, antwortet Pfarrerin Ginkel, „sie sind sogar hochaktuell gerade in unseren Zeiten! Ich hebe nur zwei hervor: Erstens: Du sollst nicht töten! Der Angriffskrieg auf die Ukraine und die weltweiten Proteste dagegen, sie machen deutlich, dass wir Menschen unser Leben nicht im „Hauen und Stechen-Modus“ leben wollen, sondern in Frieden und in Selbstbestimmung. Zweitens: Du sollst nicht lügen! Seit der Trump-Regierung haben auf einmal Fake-News Konjunktur. „Alternative Fakten“ – so wird die Verdrehung der Wahrheit, das Manipulieren von Zahlen und Daten beschönigend genannt. Das Internet bietet hierfür eine ideale Plattform. Diese Entwicklung ist beängstigend und besorgniserregend. Und wie fragil es sich mit der Wahrheit verhält, erleben wir aktuell am Ukraine-Krieg, wo die Berichterstattungen stark variieren oder sich widersprechen. Gott gibt uns mit seinen Geboten einen klaren Orientierungsrahmen, der uns Menschen dazu verhelfen will, gut miteinander zusammen zu leben. Und auch die Gebote der sogenannten ersten Tafel, die die Beziehung des Menschen zu Gott thematisieren, sind wichtig. Gerade das erste: Ich bin der Herr, dein Gott! ist ein bedeutsamer Impuls, menschlichem Machtstreben und Tyrannentum entgegenzuwirken und Einhalt zu gebieten.“

          Stadtkirche Friedberg: sechs Jahrhunderte Kirchenfensterkunst

          Die Stadtkirche „Unserer Lieben Frau“ ist eine gotische Hallenkirche, die in der Zeit zwischen 1260 und 1410 erbaut wurde. Sie wurde über einem romanischen Vorgängerbau (aus dem noch Altar und Taufstein stammen) errichtet. „Die Stadtkirche ist ein Denkmal nationalen Ranges, sie ist das bedeutendste architektonische Gebäude, das unsere Stadt hat. Egal aus welcher Richtung man nach Friedberg anreist, ist sie von weitem zu erkennen“, sagt Ginkel. Neben den Zehn-Gebote-Tafeln faszinieren die durchgängig farbigen Fenster den Besucher. Sie stammen aus unterschiedlichen Epochen. So bietet die Stadtkirche einen Überblick über sechs Jahrhunderte der Kirchenfensterkunst.

          Der bedeutendste Schmuck des Chorraums und ein herausragendes Beispiel für gotische Sakralkunst ist das 14 Meter hohe Sakramentshaus, das Ende des 15. Jahrhunderts von dem Frankfurter Bildhauer Hans von Düren geschaffen wurde. Die fein ausgearbeiteten Partien sind aus einem feinporigen grau-gelben Tuff, der das detailliertere Arbeiten ermöglichte.

          Stadtkirche Friedberg: Einhörner und Drachen zu entdecken

          Besonders bei jungen Mädchen beliebt sind Geschichten über Einhörner. Dieses Fabelwesen ziert auch die Stadtkirche an versteckter Stelle: An der Rückseite des Lettners im Chorraum hinter dem Altar sind Sandsteinreliefs mit Tier- und Fabelwesen zu finden, die einander offenbar zum Kampf bereit gegenüberstehen: Ein Einhorn und ein Bär sowie ein Drache und ein Löwe. „Wahrscheinlich ist hier der Kampf des Guten gegen das Böse oder auf das Christentum übertragen die Erlösung des Menschen als Sieg über den Teufel dargestellt“, sagt Roland Reichl. Er bietet regelmäßig Führungen durch die Stadtkirche an. „Das Einhorn symbolisiert Reinheit und Stärke, der Bär verkörpert die Unkeuschheit und gilt als Sinnbild der Dämonen und der Macht des Teufels.“

          Stadtkirche Friedberg: "Abwehrzauber" an der Außenmauer

          Einen versteckten Hinweis auf einen „Abwehrzauber“, der die Stadtkirche vor Gewittern schützen sollte, findet sich an der Außenmauer der Kirche an der nordwestlichen Seite Richtung Klostergasse. Dort ist an einem der unteren Sandsteinquader eine Sense zu erkennen. Sie hatte, so der Volksglaube, die Kraft, den Blitz zu zerschneiden. „Außerdem wagten sich Hexen und böse Geister bei einer nach oben aufgestellten Schneide nicht in die Nähe, da sie fürchteten, sich zu schneiden“, erklärt Reichel.

           

          Alle Informationen zum Besuch der Stadtkirche Friedberg erhalten Sie auf der Homepage der Kirchengemeinde: https://kirchengemeinde-friedberg.ekhn.de. In der Stadtkirche gibt es unter anderem auch Informationsmaterial zu dne Zehn-Gebote-Tafeln. Die nächste Führung mit Roland Reichel findet am 9. April statt, mehr Infos über die Internetseite der Stadt Friedberg.

          Diese Seite:Download PDFDrucken

          to top