Dekanat Wetterau

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          Erzählcafé Abraham

          Dialog der Religionen: Drei Frauen teilen ihre Sichtweisen

          Rumi-Kulturverein e.V.Referentinnen und Organisatoren: (v.l.): Ismael Poslu (Lernpoint e.V.), Manfred de Vries (Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Bad Nauheim), Pfarrer Siegfried Nickel (Referent für Ökumene und Dialog im evangelischen Dekanat Wetterau), Petra Kunik, Ilona Klemens, Jasmina Makarevic (Referentinnen des Abrahamischen Forums) und Armagan Yilmaz (Rumi-Kulturverein e.V.).

          Zusätzliche Stühle und Tische mussten gestellt werden, als am letzten Donnerstag das Erzählcafé Abraham seine Tore wieder öffnete. Am Ende waren es über 70 Besucherinnen und Besucher, die den Worten der drei Referentinnen vom Abrahamischen Forum in Darmstadt lauschten. Passend zum Weltfrauentag nahmen sie – ausgehend von ihren persönlichen Erfahrungen – zum Thema „Nur eine Nebenrolle? – Die Frau in den Weltreligionen“ Stellung.

          Zunächst erzählte Petra Kunik von ihrem Weg vom kleinen Mädchen in einer konservativen jüdischen Familie hin zum gleichberechtigen, egalitären Minjan in der jüdischen Gemeinde Frankfurt. Bewegt berichtete Sie davon, dass sie seit dem 7. Oktober 2023 ihre Halskette mit dem Davidsstern in der Öffentlichkeit nur noch verdeckt trage. Seit dem brutalen Anschlag der islamistischen Terrororganisation Hamas sei die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Deutschland so stark angestiegen, dass sie sich damit etwa in der Straßenbahn einfach nicht mehr sicher fühle.

          Ilona Klemens berichtete u.a. wie eine Erfahrung aus der Zeit ihres Theologiestudiums in München sie zur intensiveren Beschäftigung mit dem Feminismus geführt hatte: Damals sollte sie in einer evangelischen Landgemeinde ihre erste Predigt halten. Dies war allerdings erst nach einer intensiveren Diskussion darüber, ob eine Frau das überhaupt dürfe, möglich.

          Jasmina Makarevic erzählte davon, wie ihr als kleines Mädchen aus einer liberalen bosnischen Familie Anfang der 90er-Jahre in ihren ersten Schulwochen bewusst wurde, dass sie eigentlich gar nichts über ihren muslimischen Glauben wusste. Als sie damals nämlich erzählte, dass sie nicht am Religionsunterricht teilnehme, weil sie Muslima sei, erklärten ihr die türkischen Jungs, das könne ja gar nicht sein, weil nur Türken Muslime seien. Die kleine Jasmina wusste nichts darauf zu antworten und bat daraufhin Zuhause ihren Vater, Islamunterricht für sie zu organisieren.

          In der anschließenden Fragerunde erfuhren die Zuhörerinnen manch weitere spannende Details aus den jeweiligen Religionen. So erzählte Kunik etwa, dass die Mikwe gar nicht der körperlichen, sondern der spirituellen Reinigung diene und Manfred de Vries, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Bad Nauheim ergänzte, dass sie zu diesem Zweck teilweise auch von Männern genutzt werde.

          Macarevic erklärte, dass sie ihr Kopftuch deshalb trage, weil es ihr zu anstrengend sei, ständig zu begründen, warum sie aus Glaubensgründen an bestimmten Aktivitäten nicht teilnehme oder etwas nicht esse. Klemens erinnerte daran, dass in Deutschland ein solcher Abend vor 50/60 Jahren kaum vorstellbar gewesen sei, wo doch noch bis Mitte der siebziger Jahre ein Mann darüber entscheiden konnte, ob seine Frau arbeitete oder nicht.

          Deutlich hervorgehoben wurde durch die Frage eines Zuhörers auch noch einmal, wie stark der Einfluss der jeweiligen Kultur eines Landes auf die Ausprägung jeder Religion sei. So sei zum Beispiel der Islam in den arabischen Ländern ganz anders gestaltet als in Bosnien. So wurde auch die Vielfalt innerhalb der Religionen noch einmal deutlich.

          Bei einem leckeren Imbiss klang der spannende Abend mit intensiven Gesprächen zwischen Zuhörern und Beteiligten aus und alle freuten sich schon auf das nächste Erzählcafé Abraham.

          Veranstaltet wird das Erzählcafé Abraham vom Evangelischen Dekanat Wetterau, der jüdischen Gemeinde Bad Nauheim und dem Rumi Kulturverein Bad Nauheim e.V. mit Unterstützung des Abrahamischen Forums in Deutschland e.V.

           

          Text: Siegfried Nickel

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