Dekanat Wetterau

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Wetterau zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

          AngeboteÜbersicht
          Menümobile menu

          Mindestens 100 Regenwürmer für einen guten Boden: Vortrag des Netzwerkes Wetterau im Wandel

          Um die Bedeutung guter Böden als Lebensgrundlage und deren Erhalt ging es bei einem Informationsabend im Plenarsaal des Kreishauses in Friedberg in der vergangenen Woche.

          Bildergalerie

          HortienWas „guten Böden“ als Lebensgrundlage ausmacht, führte Florian Schwinn, Journalist, Hörfunkmoderator und Autor des Buches "Rettet den Boden" aus.

          Das Netzwerk Wetterau im Wandel, dem auch das Evangelische Dekanat Wetterau angehört, hatte gemeinsam mit der Volkshochschule Wetterau dazu eingeladen.

           

          Die Wetterau ist geprägt von landwirtschaftlichen Flächen. Gleichzeitig suchen hier immer mehr Menschen Wohnraum. So müsse man stets zwischen einer zumutbaren Versieglung des Bodens und dessen Erhalt abwägen, betone Kreisbeigeordneter Matthias Walther in seiner Begrüßung. Er freute sich, dass so viele Besucher zu der Veranstaltung gekommen waren, denn es gelte, sorgsam mit dem Boden umzugehen und ein Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen.

          Das sei auch Ziel der seit 2011 bestehenden Initiative Wetterau im Wandel, betonte Wolfgang Dittrich, der als Referent des Evangelischen Dekanats Wetterau die Geschäftsführung des Netzwerks übernimmt. „Wir wollen gemeinsam den sozialökologischen Wandel vorantreiben. In der Wetterau haben wir Böden bester Qualität, für deren Erhalt wir eine Verantwortung haben.“

          Was solche „guten Böden“ ausmacht, führte Florian Schwinn, Journalist, Hörfunkmoderator und Autor des Buches "Rettet den Boden" aus. Er nahm die Gäste mit auf eine Reise in den Boden. „In einer Handvoll Erde leben mehr Organismen als Menschen auf der Erde“, erklärte er. In einem Kubikmeter gesundem Boden sind das zum Beispiel im Schnitt 30 Hundertfüßlern und bis zu 1000 Billionen Bakterien.

          Beispielhaft werden für einen guten Boden immer wieder die Regenwürmer genannt, weil sie gut sichtbar und zählbar sind. „Viele Regenwürmer bedeuten einen guten Boden“, so Schwinn. Mindestens 100 Regenwürmer müssen es pro Kubikmeter sein. Dabei gibt es über 50 Regenwurmarten, die in verschiedenen Bodenschichten leben.

          Gleichzeitig geht an vielen Stellen Boden kaputt, nicht nur durch Versiegelung, wie etwa beim Bau großer Logistikzentren, auch durch Erosion, bei der Wasser oder Wind den Boden „abtragen“. Schwinn betonte die Wichtigkeit des Aufbaus und Schutzes von Humus. Der dunkelfarbige, humose Oberboden enthält viele der wichtigen Nährstoffe für Pflanzen und bildet einen zentralen Lebensraum für die vielfältige Welt der Bodenlebewesen. Er ist wichtig für die Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen wie Stickstoff oder Phosphor, aber auch für die Porenverteilung und damit für den Luft- und Wärmehaushalt des Bodens.

          Eine beispielhafte Untersuchung in Niedersachsen habe gezeigt, dass dort im Schnitt 1,4 bis 1,2 Tonnen Humus pro Hektar im Jahr verloren gehen. Bis 1 mm Humus allerdings neu aufgebaut sei, dauere es Jahrzehnte.

          Was also tun? Ideal wäre es, so Schwinn, ganz ohne schwere Geräte auf den Feldern zu arbeiten und immer eine Zwischenfrucht anzubauen, die den Boden bedeckt, ihn durchwurzelt und Futter für Regenwürmer liefert. Das könne zum Beispiel auch über politische Rahmenbedingungen gelöst werden.

          Dass es durchaus Hoffnung für die Bodenregeneration gibt, betonte Andreas Gattinger, Professor für ökologischen Landbau mit dem Schwerpunkt nachhaltige Bodennutzung an der Uni Gießen. Wichtig sei es, Wissen über die Bedeutung der Böden bereits in Kitas, Schulen und relevanten Ausbildungsberufen einzubringen.

          Und noch einen anderen Aspekt hob Gattinger hervor: Der Boden binde auch CO2, was wiederum wichtig für den Klimaschutz sei. „Das hat allerdings auch Grenzen und ist kein Allheilmittel, irgendwann ist eine Sättigung erreicht.“ Man dürfe die Einsparung von CO2 also nicht allein der Landwirtschaft aufbürden. CO2 einzusparen und die Entstehung zu vermeiden sei immer noch das Wichtigste.

          Thema des Abends war darüber hinaus auch der sogenannte Weltacker. Wenn man die globale Ackerfläche durch die Zahl der Erdenbürger teilt, ergibt das etwa 2000 qm Fläche pro Kopf. Diese Fläche bildet den sogenannten Weltacker. Eine entsprechende Ausstellung des Netzwerkes, die vom Evangelischen Dekanat Wetterau finanziert wurde, ist noch bis Ende April im Foyer des Kreishauses zu sehen.

          Monika Brenninger hatte vor einem Jahr im Netzwerk auf den Weltacker als Bildungsprojekt aufmerksam gemacht. Überlegt wird jetzt, einen solchen Weltacker, der aufzeigt welche Ackerkulturen in welcher Menge weltweit erzeugt werden und vor welchen ökologischen und sozialen Herausforderungen wir in Bezug auf unsere Ernährung und die Landwirtschaft der Zukunft stehen, auch in der Wetterau anzulegen. „Das könnte bei allen ein Bewusstsein schaffen, für die Themen regionale Erzeugung und Bodenschutz und helfen, das Thema mehr in die Breite zu tragen“, sagte Werner Ruf (Rosenschule Ruf) zum Abschluss. Denn, so ein Kommentar aus dem Publikum, der Boden als Grundlage für die regionale Lebensmittelproduktion müsse erhalten bleiben und das müsse jedem einzelnen wichtig sein.

           

           

          Diese Seite:Download PDFDrucken

          to top