Dekanat Wetterau

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Wetterau zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

          AngeboteÜbersicht
          Menümobile menu

          Aktion Klimafasten

          Wie die Nasen zurück in die Nidda kamen

          HortienIm Zentrum des Spaziergangs steht die selten gewordene Fischart der Nasen, die durch die Renaturierung wieder in der Nidda angesiedelt werden konnte.

          Eisvögel, Rehe, Störche, die grünfüßige Teichralle oder Fressspuren von Bibern: Diese Anzeichen einer gelungenen Renaturierung konnten die Teilnehmenden bei einem informativen Spaziergang an der Nidda zwischen Karben und Bad Vilbel in der vergangenen Woche entdecken.

          Bildergalerie

          Eisvögel, Rehe, Störche, die grünfüßige Teichralle oder Fressspuren von Bibern: Diese Anzeichen einer gelungenen Renaturierung konnten die Teilnehmenden bei einem Spaziergang an der Nidda zwischen Karben und Bad Vilbel in der vergangenen Woche entdecken. Eingeladen hatten die beiden evangelischen Dekanate Wetterau und Büdinger Land. Nidda-Experte und Gewässerökologe Gottfried Lehr erzählte Wissenswertes rund um das Leben an und in der Nidda. Die Veranstaltung war Teil der Aktion „Klimafasten“ der beiden Dekanate. Im Zentrum stand die selten gewordene Fischart der Nasen, die durch die Renaturierung wieder in der Nidda angesiedelt werden konnte.

          Die Nidda ist der größte Fluss der Wetterau. Sie entspringt im ehemaligen Vulkangebiet Vogelsberg in der Nähe von Schotten und mündet bei Frankfurt in den Main. Über die Jahrhunderte haben die Menschen immer wieder in den Verlauf des Flusses eingegriffen. Die Nidda wurde ab dem Mittelalter auf weiten Strecken aufgestaut und Anfang der 1960er Jahre begradigt. Das beeinträchtigte das Ökosystem Fluss nachhaltig, wie Lehr den 35 Teilnehmenden zum Start am Sportplatz in Klein-Karben erklärte. Dem Fluss wurden Kurven weggenommen, die Ufer mit Steinen befestigt, Schleifen zugeschüttet.

          Nasen an der Nidda: Retentionsräume vernichtet

          „Erst mit dem Jahrhunderthochwasser 1993 in Köln begann ein Umdenken“, fuhr Lehr fort. Durch die starken Veränderungen hatte man Retentionsräume vernichtet, also die Flächen, die bei Hochwasser eines Flusses überflutet werden und so ein zu starkes Ansteigen des Wassers verhindern. „Heute weiß man, dass genau diese Flächen notwendig sind für einen guten Hochwasserschutz.“ Deshalb hat man an der Nidda wieder Platz dafür geschaffen.

          „In der Nidda kommen potenziell 30 verschiedene Fischarten vor, nach der Begradigung waren es gerade mal noch 5 und zeitweise waren sogar gar keine Fische mehr vorhanden“, erklärte Lehr. Störche und Eisvögel verschwanden, der Fluss war verschmutzt. Heute darf sich die Nidda wieder ihre eigenen Wege bahnen, Ufer brechen ab, sie renaturiert sich quasi von selbst, so Lehr. Und auch die Tiere sind an und in den Fluss zurückgekommen: Am Ufer der Nidda leben Vögel wie die grünfüßige Teichralle, der Eisvogel und der Storch, aber auch Schnepfen, Rot- und Grünschenkel, Uferläufer oder Flussregenpfeifer ziehen durch die Wetterau. Zäune schützen die Tiere in der Brut- und Setzzeit.

          Nasen an der Nidda: Zwischenzeitlich ausgestorben

          Auf Höhe des sogenannten „Niddaknies“ oberhalb des Golfplatzes Dortelweil kam dann die Nase ins Spiel. „Früher gab es in der Nidda so viele Nasen, dass Bauern damit die Schweine gefüttert haben“, erzählte Lehr. „Jetzt ist sie fast ausgestorben.“

          Die circa einen halben Meter großen Nasen haben hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. „Sie brauchen den Biotopwechsel“, erklärte Lehr. Sie bewegen sich also innerhalb des Gewässers. Im Winter suchen sie ruhiges, tiefes Wasser, im Frühjahr laichen sie in Stromschnellen oder kleinen Gewässern. Deshalb werden während der Wanderzeit auch die Wehre in Frankfurt gesenkt. Sonst haben die Fische Schwierigkeiten, von dort wieder zurück in die Wetterau zu kommen.

          Nasen an der Nidda: Kratzspuren verraten Vorkommen

          Doch wie weist man eigentlich nach, dass Nasen in der Nidda leben? Dazu hat Lehr einen Trick: Die Nase ist ein Algenfresser. Und Algen bilden sich nach einiger Zeit auf nahezu allem, das man im Wasser versenkt. Die Nasen kratzen diese Algen mit ihrem Quermaul und der verhornten Lippe ab. Deshalb hat man große Kunststoffplatten in der Nidda versenkt. Als man sie wieder herausgeholt hat, ließen sich die typischen Kratzspuren finden. „So haben wir nachgewiesen, dass sich die Nase von Frankfurt-Höchst bis in die Wetter ausgebreitet hat“, sagte Lehr.

          Nasen an der Nidda: Wiederansiedlung vor fast 30 Jahren gestartet

          Seit rund 2 Jahren sind immer mehr kleinen Nasen in der Nidda unterwegs. In diesen Wochen beginnt die Laichzeit. Die Maßnahmen zur Wiederansiedlung sind in den 90er Jahren gestartet – „fast 30 Jahre hat es gedauert, bis wir richtig Erfolg hatten“, sagte Lehr. Umso größer ist die Freude über den Erfolg. „Man muss Geduld haben, die Natur macht eben nie das, was man will.“

          „Die Geschichte der Nidda zeigt sehr gut, wie wichtig ein Eintreten für die Bewahrung der Schöpfung und einen sozialökologischen Wandel ist. Als Evangelische Christen müssen und wollen wir immer wieder auf dieses Thema aufmerksam machen“, sagt Wolfgang Dittrich, Referent für Gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Wetterau. „Jeder Eingriff des Menschen in die Natur hat Folgen für das Ökosystem. Doch die tollen Erfolge an der Nidda beweisen auch, dass sie nicht immer irreversibel sind.“

          Wer die Nase in Aktion sehen will, findet auf der Facebook-Seite „Nidda Live“ viele Videos, die Gottfried Lehr mit der Unterwasserkamera aufgenommen hat.

          Diese Seite:Download PDFDrucken

          to top