Dekanat Wetterau

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          Böden standen im Fokus: Pilgergottesdienst und Fachvortrag

          Wolfgang Dittrich

          Eine Woche Zeit für einen Blick auf unseren Flächenhunger, unter diesem Motto stand die dritte Woche im Rahmen Aktion Klimafasten, an der sich die Ev. Kirchengemeinden Langen-Bergheim und Eckartshausen gemeinsam mit den Ev. Dekanaten Wetterau und Büdinger Land beteiligten. Gleich 2 Veranstaltungen gab es zum Thema.

           

          Pilgergottesdienst: Innehalte und Umdenken

          Flächenhunger versus Flächenmangel, so war Anfang März ein Pilgergottesdienst überschrieben, bei dem an verschiedenen Stationen Impulse zum Thema Flächenverbrauch und Landwirtschaft, Flächenverbrauch zwischen Ökonomie und Ökologie, die Auswirkung von Mobilität und dem eigenen Lebensstil auf den Flächenverbrauch zum Nachdenken anregten.

          Ohne Landwirtschaft kann die Ernährung der Bevölkerung nicht sichergestellt werden. Doch kann die Landwirtschaft diesen Auftrag nur erfüllen, wenn die Ressource Boden ausreichend zur Verfügung steht. Nach wie vor geht auch in Deutschland landwirtschaftliche Fläche zum Beispiel durch die Umwandlung in Siedlungs- und Verkehrsflächen, durch Infrastrukturmaßnahmen oder Flächen für Kompensationsmaßnahmen verloren. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke bis zum Jahr 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag zu senken. Aktuell liegt der Wert im Durchschnitt der Jahre 2017 – 2020 noch bei 54 Hektar pro Tag.

          „Immer noch verbrauchen wir in Deutschland nahezu drei Erden, wo wir doch nur eine zur Verfügung haben. Diese Gier geht zu Lasten von Menschen in den Entwicklungsländern. Da hier Fragen der weltweiten (Un-)Gerechtigkeit berührt sind, beziehen wir als Kirche auch aus christlichem Blickwinkel Stellung“, so Pfarrer Markus Christ.

          Dass landwirtschaftlich nutzbare Flächen und fruchtbare Böden, wie zum Beispiel in der Wetterau, nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen, darauf machte Dr. Michael Streubel von den Christians 4 Future aufmerksam. Nicht nur der Bedarf von Flächen für die zunehmende Mobilität, auch Erosionen in Folge von Dürren oder Überschwemmungen, Bodenverdichtung, Abholzung und Versalzung bzw. Versauerung führen dazu, dass immer mehr Böden geschädigt werden. „Mit unserem auf Wachstum angelegten Konsum fügen wir unserer Erde und damit den Lebensgrundlagen unserer Kinder und Enkel einen erheblichen Schaden zu. Es braucht ein Innehalten und Umdenken, um die wertvollen Böden auf für nachfolgende Generationen zu erhalten,“ so Rita Stoll vom Evangelischen Dekanat Büdinger Land.

          Begleitet wurden die ca. 60 Teilnehmenden des Pilgergottesdienstes vom Posaunenchor Langen-Bergheim, der die passenden Choräle an den einzelnen Stationen begleitete. Der Abschluss des Gottesdienstes fand am Schützenhaus in Himbach statt, wo das Ehepaar Henrich einen stärkenden und wärmenden Imbiss vorbereitet hatte.

           

          Fachvortrag zum Thema Boden: Böden sind lebendige Organismen

          Boden ist weit mehr als nur Nutzfläche. Böden bilden die Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen. „Böden sind lebendige Organismen. Sie geben uns Nahrung und reines Wasser, sie sind wichtig für die Klimaregulierung und sie sind Heimat unzähliger Lebewesen“, so die Agrarwissenschaftlerin Dr. Maren Heincke vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN. Im Rahmen eines Vortrages im Evangelischen Gemeindehaus in Langen-Bergheim machte Dr. Heincke die wichtige Bedeutung von Böden für den Erhalt diverser Ökosysteme, die Biodiversität, den Wasserhaushalt sowie das Klima deutlich.

          Böden sind keine Fläche, sondern dreidimensionale Naturkörper, die aus unzähligen Organismen, Bakterien und Kleinstlebewesen bestehen. In einer Handvoll Erde befinden sich mehr Klein- und Kleinstlebewesen, als Menschen auf der Erde leben. Und eigentlich haben die Böden noch eine vierte, zeitliche Dimension, denn es sind über 10.000 Jahre gewachsene Böden, von denen wir heute leben. Flächen, die bebaut und versiegelt werden, sind für Landwirtschaft, Forst oder Grünland unwiederbringlich verloren und können so keinen Betrag mehr für Ernährung, Wasser oder Biodiversität leisten. Böden sind nicht einfach recycel- oder erneuerbar, denn die Entstehung neuer Böden benötigt viele hundert Jahre, während die Zerstörung nur wenige Momente braucht.

          Der übermäßige Verbrauch und die Degradation der Böden hat vor allem auch dramatische Auswirkungen auf die Ernährung der weiterhin wachsende Weltbevölkerung. Schon heute gibt es Regionen auf der Erde, in denen Hunger herrscht, und bereits heute sind ca. 2 Milliarden Menschen chronisch mangelernährt. „Böden sind in der Frage der Welternährung mit einer der entscheidendsten Faktoren überhaupt“, so Dr. Heincke. Vom Erhalt fruchtbarer Böden hänge ab, ob die wachsende Weltbevölkerung in Zukunft ernährt werden kann.

          Der Umgang mit dem Boden hat aufgrund seiner vielfältigen Funktionen für den Erhalt des Lebens auch eine Gemeinwohlkomponente. So gibt es in Deutschland gesetzliche Regelungen, die besagen, dass Böden nicht wie anderes Eigentum behandelt werden können. Beim Umgang mit dem Boden muss mitbedacht werden, welche Auswirkungen er auf das Gemeinwohl hat.

          Global gesehen spielt die Frage von Bodeneigentum eine zunehmend bedeutende Rolle. Laut Welthungerhilfe besitzen 1 % der Weltbevölkerung ca. 70% der weltweiten Agrarflächen. Das heißt, es gibt eine starke Konzentration des Bodeneigentums bei sehr wenigen Menschen bzw. Organisationen. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahrzehnten noch verstärken und damit die Existenzgrundlagen von Kleinbauern noch mehr gefährden. Das berührt auch die Frage von Gerechtigkeit, denn so wird Armut verschärft, Konfliktpotenzial vergrößert und der Kampf ums Land nimmt zu.

          „Böden sind eine ganz wertvolle Ressource, die erhalten werden muss“ so Dr. Maren Heincke. Böden sind nicht unbegrenzt vorhanden und seien absolut schützenswert, weil sie die Grundlage unseres Lebens bilden. Bodenschutz habe bis jetzt in den politischen Weichenstellungen noch nicht die Bedeutung, die ihm angemessen wäre. Aber auch jeder einzelne müsse sich immer wieder fragen, wieviel Flächenbedarf er wirklich hat und was er dazu beitragen kann, dass wertvolle Böden auch in Zukunft erhalten bleiben.

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