Dekanat Wetterau

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          "Last Christmas" für die Dankeskirchen-Orgel

          Die letzten Weihnachtsgesänge sind verklungen, nur ein paar Gottesdienste muss die alte Walcker-Orgel in der Bad Nauheimer Dankeskirche noch durchhalten. Dann wird sie nach 58 Jahren abgebaut. Das beutet Baustelle und Einschränkungen. Aber auch Rückbesinnung und Vorfreude auf einen neuen, schönen Klang.

          Hanna v. ProschBei den Aufräumarbeiten hinter der Orgel entdeckt Kantor Frank Scheffler alte Plakate und Noten.

          Sie hat Glanzzeiten erlebt, als Kantor Rainer Lille die großen französischen Meister darauf spielte, als er seiner Musik und damit einer der letzten großen Walcker-Orgeln deutschlandweite Anerkennung verschaffte. Sie umrahmte Hochzeiten mit prächtigen Klängen und begleitete zahllose alte und neue Kirchenlieder im Gottesdienst. In Konzerten berührte sie die Herzen durch den mächtigen Klang der großen Pfeifen und die Zartheit im Fernwerk.

          Als Kantor Frank Scheffler 1999 nach Bad Nauheim kam, begann sie bereits zu schwächeln. Doch er hat das Pfeifenwerk und die Tücken der unzulänglichen Technik wie seine Westentasche gekannt und die Lücken sorgfältig umspielt. Kirchenbesucher haben das oft nicht bemerkt. In den letzten zwei Jahren bereitete er dem Konzertinstrument mit dem kompletten Bach’schen Orgelwerk den Schwanengesang. Das aber nicht mit Wehmut, sondern mit Dankbarkeit. „Es ist, als würde ich mich von einer Tanzpartnerin verabschieden, über deren Füße ich zuletzt nur noch gestolpert bin. Da kommt keine Trauer auf, im Gegenteil, ich freue mich auf das, was kommt“, sagt Scheffler.

          An gutem Pfeifenmaterial werden neben dem fast schon berühmten sonoren Bassfundament (Principal 16´, Subbass 16´ und Gedackt 16´) viele Zungenregister wie die Posaune, Trompete und Klarinette weiterverwendet, darunter nicht nur Pfeifen von 1906, sondern auch einige von 1965 und 1999. Der Holzsockel und die Stahlträger bleiben bestehen, so dass man sagen kann: Die neue Orgel ruht auf dem Fundament des ersten, von Theodora Konitzky gestifteten, Instruments.

          „Eine Stärke der Orgelbaufirma Klais ist, dass sie bei der Wiederverwendung der Pfeifen nur auf die Qualität geachtet hat und sich nicht von dogmatischen Kriterien oder Herstellungszeitpunkten leiten ließ. Durch die Übernahme von über 1000 Pfeifen und zweier Windladen von 1999 konnte Klais den Angebotspreis von 2020 trotz der enormen Kostensteigerungen in der Baubranche halten. Eine Beauftragung zum jetzigen Zeitpunkt wäre mindestens 30-40 Prozent teurer“, gibt der Vorsitzende des Orgelbaukreises, Volker Gräfe zu bedenken. Übrigens werden die gut 1000 Pfeifen zum Probe-Orgelaufbau in die Werkstatt nach Bonn transportiert.

          Dass die Gemeinde für ihr Geld „sehr viel Orgel“ bekomme, wird ihr immer wieder von Fachleuten, die den Markt beobachten, bescheinigt. Neben den drei Manualen wird der neue künftig freistehende Orgelspieltisch 110 Registerschalter beherbergen. Dies wurde durch mehrfachen Einsatz von Pfeifen (Transmissionen und Extensionen) möglich. Das Fernwerk, eine Rarität, wird wieder angebunden. Der zur Verfügung stehende Raum für die rund 2500 Pfeifen wird optimal genutzt und ist ordentlich begehbar.

          In diesem jetzigen Raum mit dem alten Notenarchiv hat Frank Scheffler beim Ausräumen eine kleine Reise in die Vergangenheit gemacht. Dabei nahm er so manches vergilbte Notenblatt in die Hand, entdeckte Plakate aus Vorgänger-Zeiten, sortierte Chorpartituren aus den 60er Jahren aus, weil sie nicht mehr den heutigen Maßstäben an die Textgenauigkeit für historische Aufführungspraxis genügen. Ob die alte Orgel als Ganzes oder in Teilen verkauft werden kann, wird sich in den nächsten Monaten herausstellen. Der Erlös fließt in jedem Fall zur Kostendeckung in die neue Investition.

          In diesem Jahr gibt es daher Veränderungen für die Kirchenbesucher. Von Februar bis Oktober wird voraussichtlich die Taufsteinseite im Hauptschiff der Dankeskirche wegen des Gerüstes zum Ab- und Aufbau und der Malerarbeiten gesperrt werden. Der Wasserschaden am linken Fenster neben der Orgel wird behoben. Nachdem die Orgel aufgebaut ist, erfolgt in den folgenden drei Monaten die Intonation. Aktuell ist die Einweihung der neuen „Klangquelle“ für das vierte Quartal 2024 geplant.

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