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          Correctiv-Recherche "Geheimplan gegen Deutschland"

          Rund 750 Gäste lauschen szenischer Lesung

          Marius MeisingerSechs Akteure schlüpften in unterschiedliche Rollen. Die Texte waren teils wörtlich überliefert, teils fiktiv.

          "Tauchen wir ein ins Düsseldorfer Forum 2023" hieß es am Sonntagabend in der Friedberger Stadtkirche. Der Magistrat der Stadt Friedberg hatte gemeinsam mit der Ev. Kirchengemeinde Friedberg, dem Dekanat und weiteren Kooperationspartnern eine szenische Lesung der Correctiv-Recherche organisiert.

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          Nach dem Vorbild des Berliner Ensembles brachten sechs Schauspieler*innen die Recherche der investigativen Redaktion CORRECTIV zu dem geheimen Treffen von AfD-Politikern, Neonazis und finanzstarken Unternehmern im November 2023 in einem Hotel bei Potsdam auf die Bühne in der Stadtkirche. Rund 750 Besucherinnen und Besucher waren gekommen, um den zum Teil erschütternden Texten und Rechercheergebnissen zu lauschen.

          Zuvor hatten Friedbergs Bürgermeister Kjetil Dahlhaus und Pfarrerin Claudia Ginkel betont, dass Rassismus, Diskriminierung und Demokratiefeindlichkeit in Friedberg keinen Platz haben. Beide dankten Lukas Hölzinger, dem Abteilungsleiter Jugendpflege im Amt für soziale und kulturelle Dienste und Einrichtungen der Stadt, der sich um die Texte und das Aufführungsrecht gekümmert und die gesamte Veranstaltung organisiert hatte.

          In der rund 65-minütigen Inszenierung schlüpften die sechs Schaupieler*innen - Christine Büscher, Simela Tamay, Robert Garmeister, Sandra Meißner, Anna-Luisa Hortien und Ralf Stößer - in ganz unterschiedliche Rollen, während auf der Leinwand dahinter Fotos und kurze Videos des Correctiv-Teams gezeigt wurden.

          Die Akteure, die zum Teil beim Heldentheater Friedberg und beim TAF Bad Nauheim aktiv sind, schlüpften in verschiedenen Szenen in die Rollen der Hauptakteure. Dabei machten sie stets deutlich, welche Textpassagen wörtlich zitiert und wo fiktive Dialoge hinzugefügt wurden.

          Zu Beginn hieß es: "Worüber wir Ihnen heute hier erzählen, ist wahr. Das Düsseldorfer Forum hat stattgefunden. Und was dort besprochen wurde, ist ehrlicherweise kaum in Worte zu fassen. Wir versuchen es trotzdem. Allerdings können viele Teile dieses Abends für einige verstörend sein – sehr verstörend. Aber Sie sind nun mal real. Sie haben stattgefunden."

          Die nächste Szene thematisierte die Teilnehmenden, darunter Angehörige der AfD, der Werte-Union und in der Szene bekannte Neo-Nazis. Die zum Teil wörtlich überlieferte, zum Teil erdachte Begrüßungsrede von Gernot Mörig, einem ehemaligen Zahnarzt aus Düsseldorf, war ebenso zu hören wie der "Nazi-Marketing-Sprech" des bekannten Identitären Martin Sellner aus Österreich, der den Anwesenden sein Konzept der "Remigration" erläuterte. Die Bühnenfigur der AfD-Bundestagsabgeordneten Gerrit Huy ergänzte das Konzept mit ihren Überlegungen.

          Das abschließende Fazit, nachdem im Stück alle Gäste wieder abgereist sind, vorgetragen von Christine Büscher als "Concierge 2", lautete: "Es bleiben zurück: Ein rechtsextremer Zahnarzt, der sein konspiratives Netzwerk offenlegte; ein Treffen von radikalen Rechtsextremen mit Vertretern der Bundes-AfD; ein „Masterplan“ zur Ausweisung von deutschen Staatsbürgern aufgrund ihrer „Ethnie“; also ein Plan, die Artikel 3, Artikel 6, Artikel 16 und Artikel 21 des Grundgesetzes zu unterlaufen. Die Offenlegung mehrerer potenzieller Spender für Rechtsextremismus aus dem gehobenen Bürgertum; ein Bundestags-Mitarbeiter und offener Rechtsextremer, der damit prahlte, Schlägertrupps auf Kronzeugen zu jagen und mit GESTAPO Methoden die Gewaltenteilung aufzuheben versucht; ein Verfassungsrechtler, der juristische Methoden beschreibt, um demokratische Wahlen systematisch anzuzweifeln; ein Landtagsfraktions-Vorsitzender der AfD, der Wahlspenden an der Partei vorbei organisieren will; und ein Hotelbesitzer, der etwas Geld einnehmen konnte, um seine Kosten zu decken."

          Sandra Meißner als "Concierge 1" schließt den Abend mit folgenden Textpassagen ab: "Wir wissen, dass dieser Abend keiner ist, aus dem man fröhlich herausgeht. Worum es im Düsseldorfer Forum geht, ist nichts weniger als die Zerstörung unserer Demokratie. Diese Zerstörung, wie wir gehört haben, ist im Gange. Sie passiert. Jetzt. Und dennoch zeigt, erzählt dieser Abend auch noch etwas anderes. Er erzählt einerseits davon, dass die Faschos echt Schiss vor der Antifa haben. Aber vielleicht wird dieser Abend auch Teil einer neuen Erzählung: Einer Erzählung, die damit beginnt, dass wir uns gegen die faschistischen Kräfte in unserem Land wehren. Es könnte eine Erzählung sein, die zeigt, dass wir viele sind. Dass wir laut sind. Dass wir als Zivilgesellschaft nicht pennen. Sondern dass wir hellwach sind. Und dass wir uns unsere Demokratie nicht kaputt machen lassen. Worüber dieser Abend hier aber zweifelsohne erzählt: von der Bedeutung von unabhängigem Journalismus. Er erzählt von Menschen, die ihre Leben aufs Spiel setzen, um unsere Demokratie zu stärken. In diesem Fall arbeiten diese Menschen für CORRECTIV. Herzlichen Dank an Greenpeace dafür, dass Sie Correctiv Recherchematerial zur Verfügung gestellt haben. Vielen Dank an Correctiv und vielen Dank an Sie, dass Sie heute Abend hier dabei waren. Auf Wiedersehen."

          Der anschließende Applaus der Besucher, die sich alle von ihren Plätzen erhoben, war lang und kräftig und endet erst nach mehreren Minuten.

          Wer die Aufführung in Friedberg verpasst hat, kann sich die Version des Berliner Ensembles auf Youtube ansehen: https://www.youtube.com/live/kJMQODymCsQ?si=dCadydapPEM-mEJx

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