Dekanat Wetterau

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          Sonntagswort: Alarm oder Segen?

          Pfarrerin Irina Vöge, Ev. Kirchengemeinde Massenheim, schreibt zum Jahresbeginn von einem persönlichen Urlaubs-Erlebnis.

          VögeIrina Vöge

          Kurz vor Mittnacht am Dreikönigstag im Hotelzimmer werde ich plötzlich aus dem Schlaf gerissen. Feueralarm. Ich wecke meine Familie und gehe hinaus auf den Flur. Ich bin alarmiert, mein Herz klopft. Ich eile die Hoteltreppe hinunter. Warum um alles in der Welt bin ich die Einzige, die die Ursache dieses ohrenbetäubenden Lärms sucht? Wo sind alle? Ich bin allein! Da kommt die nette Hotelangestellte im Morgenmantel und genauso verschlafen angerannt und ruft: „Alles in Ordnung!“ Es brennt nicht. Es ist nur ein Fehlalarm. Ich atme auf!

          Wenig später liege ich mit immer noch klopfendem Herzen wieder im Bett und finde nicht in den Schlaf zurück. Meine Gedanken kreisen: „Was wäre gewesen, wenn?“ Und mit voller Wucht nehmen mich meine aufgewühlten Gedanken mit in Situationen, die ich selbst nie erleben musste, die aber für Tausende Menschen Alltag sind. Menschen die nachts von Sirenen und Explosionen aus dem Schlaf gerissen werden. Mir gehen diese Gefühle und Bilder sehr nahe. Wie zerbrechlich und bedroht ist doch unser menschliches Leben.

          Und dann denke ich an die vier jungen Männer beim Abendessen. Verkleidet als Heilige drei Könige mit einem Sternträger. Sie sangen für uns und das Personal. Sie beteten und segneten mit den Worten: Christus mansionem benedicat - Christus segne dieses Haus.

          Was ist von diesem göttlichen Segen zu halten? Mir fallen Gespräche ein mit Kriegsflüchtlingen. Eine ältere Frau, die mich fragt: „Wo ist Gott in all dem? Ich habe keine Hoffnung mehr auf Gott, der diesen Krieg zulässt.“ Und ich höre wieder diese junge Frau, sehe ihren trotzigen Blick, ihre Hand streicht über das Haar ihrer Tochter: „Wenn ich meinen Glauben nicht hätte, würde ich das alles nicht schaffen. Gott geht mit seinem Segen auch durch die schlimmen Tage mit uns.“

          Beides muss Gott aushalten: die Anklage und das Vertrauen. Wir wissen nicht, was auf uns zukommt im neuen, noch frischen Jahr 2024: Werden wir glücklich sein, pustet ein Fehlalarm unsere Gefühlswelten durcheinander oder erwartet uns etwas Bedrohliches und Schweres? Wir können uns immer entscheiden, ob wir uns auf Gottes Segen, auf Gottes „für uns Sein“ verlassen wollen oder ob wir Gott unsere alarmierte Anklage entgegenschmettern.

          Ich will mich fürs Vertrauen entscheiden! Und mit dem Gedanken an den „Dreikönigssegen“ gleite ich wieder in den Schlaf hinüber. Getragen von unsichtbaren Händen, die schon viel gefühlt haben – verletzlich und stark zugleich.

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