Dekanat Wetterau

Angebote und Themen

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          Lebensquelle Wasser

          Hochwasser in Büdingen im Januar, Dürre und sinkende Grundwasserspiegel im Vogelsberg. Wasser wird immer mehr zu einem Thema, das alle Menschen, in unserer Region wie auch weltweit, betrifft. Hessens höchstgelegene Stadt Ulrichstein etwa musste im vergangenen Jahr einen neuen Brunnen bohren lassen, weil die seit 100 Jahren genutzten Trinkwasserbrunnen immer mehr versiegen. In den vergangenen trockenen Sommern musste deshalb Trinkwasser in Tankwagen nach Ulrichstein gebracht werden. Unter der Fragestellung „Wie wollen wir leben?“ rücken in dieser Woche Fragen des Wasserverbrauches, der Wasserverschmutzung oder des Wassermangels immer mehr ins Bewusstsein.

          Wie wollen wir leben? - Bewahrung der Schöpfung durch schonenden Umgang mit Wasser

          Wasser ist lebensnotwendig, es bedeutet Fruchtbarkeit und Wachstum. „Du lässest Brunnen quellen in den Tälern, dass sie zwischen den Bergen dahinfließen, dass alle Tiere des Feldes trinken und die Wildesel ihren Durst löschen.“ (Ps. 104, 10,11) Frisches Quellwasser ist Inbegriff göttlichen Segens wie es im bekannten Psalm 23 heißt: „Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser.“ Doch was, wenn es nicht mehr ausreichend vorhanden ist, wenn die Quellen versiegen und immer mehr Menschen heute und in Zukunft von Wassermangel betroffen sind?

          Der tägliche Verbrauch von Trinkwasser betrug 2019 in Deutschland pro Kopf ca. 125 Liter Wasser. Rechnet man den Verbrauch von Wasser hinzu, der bei der Produktion von Lebensmitteln, Konsumgütern oder Dienstleistungen benötigt wird, so erhöht sich der tägliche Verbrauch auf 3.900 Liter pro Person. Etwa die Hälfte dieses Wasserverbrauchs steckt in Produkten, die aus anderen Ländern importiert werden. Damit trägt das Konsumverhalten in Europa und hier bei uns in der Wetterau auch zum Wassermangel und zur Wasserverschmutzung in anderen Regionen der Erde bei. Hinzu kommen Umweltzerstörung und die Folgen des Klimawandels, die weltweit Menschen den Zugang zu der lebensnotwendigen Ressource Wasser erschweren. Ein schonender Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Erde ist ein wesentlicher Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung.

          Wie wollen wir leben? - 2,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser

          Am 28. Juli 2010 erkannten die Vereinten Nationen das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser als Menschenrecht an. Doch auch 2020, zehn Jahre nach dem Erlass der Resolution 64/292 der Vereinten Nationen (UN), durch die der Auf- und Ausbau von Wasserinfrastruktursystemen weltweit vorangetrieben werden soll, sieht es in puncto Wasserversorgung auf der Welt noch düster aus: 2,2 Milliarden Menschen haben nach Angaben der UN auch heute noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 1,5 Millionen Menschen sterben jährlich durch verunreinigtes Wasser.

          Die kanadische Publizistin und Trägerin des alternativen Nobelpreises von 2005, Maude Barlow, kämpft schon lange dafür, dass alle Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser bekommen. Sie schreibt: „Wasser ist die Quelle allen Lebens. Es wird Zeit, dass wir uns überlegen, welche Werte und Grundsätze wir beherzigen müssen, um das Süßwasser unseres Planeten zu schützen.“ Einen Weg sieht sie darin, die Wasserversorgung in öffentlicher Hand zu behalten und anstelle von Flaschenwasser Leitungswasser zu nutzen. Bei der Produktion von Mineralwasser in Flaschen fallen ca. 202g CO2 pro Liter an, bei einem Liter Leitungswasser dagegen nur 0,35g CO2.

          Wie wollen wir leben? - Schutzgemeinschaft Vogelsberg engagiert

          Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg setzt sich schon seit vielen Jahren für eine umweltschonenden Grundwassergewinnung, den Erhalt von Mindestwasserständen und einen sparsamen Verbrauch ein. Die gute Qualität des Vogelsberger Wassers ist ein Geschenk, das bei einem sorgsamen Umgang damit auch zukünftig noch den Durst vieler Menschen stillen kann. „Und der HERR wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt.“ (Jes. 58,11).

          „Wie wollen wir leben?“ – Die Initiative der Evangelischen Dekanate Büdinger Land und Wetterau lädt dazu ein, in der ersten Woche der Passionszeit, vom 17. bis zum 23. Februar, ganz besonders auf den eigenen Wasserverbrauch zu achten und da, wo es möglich erscheint, Einsparungen vorzunehmen. Anregungen und Ideen dazu finden Sie in der rechten Spalte. Auf den Social-Media-Kanälen @wetterau.evangelisch gibt es Impulse. Die Vertreter*innen der Evangelischen Jugend im Dekanat Büdinger Land gestalten unter @ejblerleben über Instagram täglich wechselnde Impulse. Wasser als Quelle allen Lebens zu schützen und für zukünftige Generationen wie auch die gesamte Schöpfung zu bewahren, ist ein wesentlicher Beitrag zum Klima- und Umweltschutz.

          Wenn das Wasser knapp wird - Interview mit Edwin Schneider

          Im Interview spricht der Bürgermeister von Ulrichstein im Vogelsberg, Edwin Schneider, darüber, warum die Stadt im Sommer auf dem Trockenen sitzt und was dagegen getan wird.

          „Wie wollen wir leben?“ – Die Initiative der Evangelischen Dekanate Büdinger Land und Wetterau in der Passionszeit von Aschermittwoch bis Ostern lädt dazu ein, in der ersten Woche vom 17. bis 23. Februar ganz besonders auf den eigenen Wasserverbrauch zu achten und da, wo es möglich erscheint, Einsparungen vorzunehmen. Rita Stoll, Fachstelle für Gesellschaftliche Verantwortung im Evangelischen Dekanat Büdinger Land, hat bei Bürgermeister Edwin Schneider in Ulrichstein nachgefragt, wie die aktuelle Situation in Bezug auf die Wasserversorgung vor Ort ist.

           

          Über die Wasserknappheit in Ulrichstein ist in den vergangenen Jahren viel berichtet worden. Wie sieht es aktuell mit dem Wasserstand in Ulrichstein aus? Hat sich die Lage erholt oder trocknet Ulrichstein langfristig aus?

          Die Kernstadt Ulrichstein (rd. 950 EW) wird seit über 100 Jahren über Schürfquellen aus dem Oberwald mit Trinkwasser versorgt. Diese Quellen führen in den trockenen Sommermonaten immer weniger Wasser, so wenig, dass es für die Aufrechterhaltung der Trinkwasserversorgung nicht mehr ausreicht. Im Jahr 2018 mussten wir über ein halbes Jahr lang Wasser mit Tankwagen heranfahren. Aktuell führen die Schürfquellen genügend Wasser.

          Wir haben aber einen neuen Brunnen direkt neben dem Hochbehälter gebohrt, 200 Meter tief. Diesen wollen wir bis zum Frühjahr fertiggestellt und angeschlossen haben. Dann hoffen wir, dass auch die Kernstadt mit ausreichend Trinkwasser in guter Qualität versorgt werden kann.

          In den anderen acht Stadtteilen gibt es (noch) keine Beeinträchtigungen der Wasserversorgung aus den Tiefenbrunnen.

           

          Drei trockene Sommer in Folge haben den Grundwasserspiegel im Vogelsberg, wie auch in anderen Regionen in Deutschland und auf der ganzen Welt, sinken lassen. Expert*innen sehen darin eine Auswirkung des Klimawandels. Wie hat sich die Wassersituation in den letzten Jahren insbesondere in Ulrichstein verändert? Was ist Ihrer Meinung nach die Ursache für die zunehmende Wasserknappheit im Vogelsberg?

          Wie oben erwähnt, wird das Wasser aus den nur ca. 3 Meter tiefen Quellen im Oberwald immer weniger. Seit weit über 100 Jahren wurde das Wasser für die Menschen genutzt. Jetzt reicht es nicht mehr und wir mussten für 1 Mio. Euro einen neuen Brunnen bohren. Auch in den Tiefenbrunnen in den anderen Stadtteilen fällt in den trockenen Sommermonaten der Grundwasserspiegel, der sich aber glücklicherweise wieder erholt. Nur in einem Stadtteil ist er nicht mehr auf das vorherige Niveau angestiegen. Es gibt aber dort noch keine Probleme in der Versorgung.

          Die Ursache liegt vor allem am Klimawandel und den damit verbundenen geringeren Niederschlägen. Wenn auch in diesem Winter seit langem wieder einmal Schnee gefallen ist, waren die Winter der letzten 10 Jahre eher dürftig. Gerade die langsame Schneeschmelze führt aber zu einer guten Grundwasserbildung.

          Nach meiner Meinung führt aber auch die Wasserentnahme am Fuße des Vogelsberges in Richtung Rhein-Main zu unseren Wasserproblemen in Ulrichstein. Wenn man einem nassen Schwamm am unteren Eck Wasser entnimmt, wird er auch von oben her trocken. Dies wird aber von den Geologen bestritten. Belege gibt es leider nicht.

           

          Im vergangenen Jahr haben Sie für viel Geld einen neuen Brunnen bohren müssen. Die Kosten dafür muss die Stadt Ulrichstein übernehmen und deshalb den Wasserpreis entsprechend anpassen. Gleichzeitig müssen die Bürger*innen Wasser sparen. Wie ist die Stimmung bei Ihnen vor Ort und wie gehen die Bürger*innen mit der Wasserknappheit um?

          Das Gros der Menschen versteht die Probleme und ermutigt mich/uns weiter dafür zu kämpfen, dass nicht noch mehr Wasser nach Rhein-Main gepumpt wird. Zusammen mit der Schutzgemeinschaft Vogelsberg und weiteren Bürgermeisterkolleg*innen treten wir dafür ein, mit der Ressource Wasser sparsamer umzugehen. Wir wollen auch eine Entschädigung für die Wasserentnahme aus den Gewinnungsgebieten erreichen. Höhere Kosten, die uns entstehen, müssen ausgeglichen werden. Auch das geben mir unsere Bürger*innen immer mit auf den Weg.

          Unsere Bürger*innen gehen zum großen Teil sparsam mit dem Trinkwasser um. Allerdings haben wir im letzten Jahr, wegen der Trockenheit und den geschlossenen Schwimmbädern wegen Corona, einen vermehrten Pool-Bau feststellen müssen. Wie sich das auf unsere Wasserversorgung künftig auswirkt, bleibt abzuwarten.

           

          Was müsste aus Ihrer Sicht getan werden, um der Wasserknappheit in Zukunft entgegenzutreten? Was wünschen/erhoffen Sie sich von uns (der Gesellschaft) und welchen Beitrag könnte Kirche leisten?

          Die Wasserlieferungen in Richtung Rhein-Main müssen begrenzt werden und die Gewinnungsgebiete müssen für den Mehraufwand, den sie wegen dieser Wasserlieferungen haben, entschädigt werden. Das Rhein-Main-Gebiet muss vermehrt auf Eigenversorgung setzen. Es dürfen keine Brunnen mehr für Wohn- oder Gewerbegebiete verloren gehen. Bei allen Bauvorhaben im Rhein-Main-Gebiet müssen Brauchwasserleitungen vorgeschrieben werden. Dadurch muss u.a. der Trinkwasserverschwendung für die Garten- und Baumbewässerungen entgegengewirkt werden. Außerdem müssen die Wasserversorger ihre Leitungen so instandhalten, dass Wasserverluste minimiert werden.

          Die Gesellschaft muss erkennen, dass das Trinkwasser nicht unendlich ist und in diesem Zug immer wieder darauf hingewiesen werden, das sparsam mit dem „Lebensmittel Nummer 1“ umzugehen ist. Auch im Rhein Main Gebiet muss den Menschen über den Preis bewusstgemacht werden, dass das Trinkwasser ein kostbares Gut ist.

          Die Kirche kann immer wieder, auch in den Predigten, auf die immer zunehmende Wasserknappheit hinweisen. Sie könnten auch Kurse und Seminare zu dem Thema abhalten.

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          Kennen Sie Ihren Wasserfußabdruck?

          In Deutschland verbraucht jede*r von uns rund 120 Liter Trinkwasser pro Tag. In Lebensmitteln, Konsumgütern und Dienstleistungen versteckt sich jedoch viel sogenanntes virtuel­les Wasser. Gemüse, das beim Anbau bewässert wird, Kühe und Schweine, die Wasser trinken und deren Futterpflanzen bewässert werden müssen, die Baumwolle für unser T-Shirt, die Wasser zum Wachsen braucht, ja selbst in unseren Handys und Laptops steckt virtuelles Wasser.

          Unser täglicher Wasserfußabdruck beträgt so fast 3.900 Liter! Die Hälfte steckt in Produkten, die wir importieren. Also leben wir auf Kosten anderer Länder und tragen (teilweise unbewusst) zu Wassermangel und -verschmutzung in anderen Regionen bei.

          Bestimmen Sie Ihren persönlichen Wasserfußabdruck unter www.waterfootprint.org.

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